Die Empörung über die abgesagte Mietpreisbremse ist groß. Manche finden, sie wäre die gerechte Strafe für die Vermieter gewesen; der geplante Wohnkostenzuschuss sei dagegen ein Geschenk an sie. Beides ist falsch.
Stellen Sie sich vor, Sie führen ein Wohnungsunternehmen. Ihre Praktikanten haben aufmerksam die Wachstumsprognosen der Stadt Wien studiert und empfehlen Ihnen, hier ein paar Wohnungen zu errichten. Doch billig wird das nicht. Sie versuchen daher, Partner für das Projekt zu gewinnen. Auch die städtische Wohnbauförderung nehmen Sie in Anspruch und verpflichten sich damit, die Mieten niedrig zu halten. Mit etwas Glück gelingt das Vorhaben. Bald freuen sich ein paar nette Familien über eine neue Bleibe.
Doch es gibt ein Problem: Solchen wie Ihnen misstraut man in Wien grundsätzlich. Daher deckelt man Ihnen die Mieterhöhungen bei zwei Prozent pro Jahr. Nun gut, Ihnen würde das reichen. Aber Ihre Kalkulation steht doch plötzlich auf sehr wackligen Beinen: Bleibt die Inflation dauerhaft zu hoch, dann wird die reale Rendite schnell negativ. Ob Sie am Ende ruiniert sind, liegt nun allein in den Händen der EZB. Auf dieses Glücksspiel haben Ihre Partner keine Lust und gehen bald nicht mehr ans Telefon. Das Projekt platzt. Die netten Familien bestellen den Umzugsservice ab.
Was empfinden Sie gerade? Lassen Sie heimlich ein paar Tränen in den Kaviar tropfen? Vermutlich nicht. Sie rufen Ihre Praktikanten an und fragen, wo Sie stattdessen investieren könnten. Vielleicht tun Ihnen die netten Familien leid, aber ehrlicherweise gibt es nette Familien auch in Mailand oder in Bochum. Oder Sie bauen ohne Förderung und bestimmen die Mieten selbst. Oder gleich Eigentumswohnungen. Einziehen dürften dann aber in beiden Fällen andere Familien. Mit dickeren Umzugskartons.
Die Regierung hat gut daran getan, eine zusätzliche Mietpreisbremse abzusägen. Nicht um die fetten Gewinne von Vermietern wie Ihnen zu sichern, sondern um planbare Investitionsbedingungen zu schaffen, die wenigstens eine Inflationsanpassung erlauben. Mit dem Wohnkostenzuschuss unterstützt sie nun gezielt alle Haushalte, die Probleme mit der Rechnung haben. Das ist gut. Sollte das nicht ausreichen, muss aufgestockt werden.
Gastkommentar von Jan Kluge für die “Kleine Zeitung” (30.03.2023).
Nein – zumindest nicht bei den Bestandsmieten. In Österreich sind die meisten Mietverträge an den Verbraucherpreisindex (VPI) gekoppelt. Diese Wertsicherungsklauseln sorgen dafür, dass sich die Mieten parallel zur Inflation entwickeln – aber sie können ihr nicht davonlaufen. Selbst im freien Mietmarkt passen sich Bestandsmieten in aller Reg
Die Mietkostenbelastung österreichischer Haushalte hat sich über die vergangenen Jahre kaum verändert, wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt. Trotz hoher Inflation und steigender Preise in vielen Lebensbereichen bleibt der Anteil der Miete am verfügbaren Einkommen stabil bei rund 23 Prozent. Seit Beginn der Inflationskrise 2022 ist dieser We
Auf den ersten Blick klingt die neue Mietpreisbremse harmlos: Steigt die Inflation über drei Prozent, dürfen Mieten künftig nicht mehr voll an die Teuerung angepasst werden – sondern um maximal drei Prozent plus halbe Restinflation. Seit 1990 wäre das lediglich sieben Mal zum Tragen gekommen. Doch der entscheidende Punkt ist nicht nur, wie of
Die Zahl der Baubewilligungen für neue Wohnungen in Österreich ist seit der Zinswende 2023 massiv zurückgegangen. Wo zuvor regelmäßig mehr als 15.000 Wohnungen pro Quartal genehmigt wurden, sind es zuletzt oft unter 10.000. Der Rückgang ist damit der stärkste seit über einem Jahrzehnt.
Die Mietunterschiede zwischen gefördertem und freiem Wohnbau klaffen in Österreich inzwischen deutlich auseinander. Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen sind im Schnitt rund 30 Prozent günstiger als vergleichbare Objekte am freien Markt, Richtwert- und Kategoriemieten immerhin um etwa 13 Prozent.
Während die Stadt Wien ihre Gebühren und Abgaben erhöht, sich eine Sonderdividende ihres Energieanbieters gönnt und die staatlichen Netzbetreiber satte Preisaufschläge verlangen, macht die Politik den privaten Sektor für die hohe Inflation verantwortlich.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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