Die heimliche Steuererhöhung namens kalte Progression müsste abgeschafft werden.
Dass die Corona-Pandemie ein riesiges Loch in den Staatshaushalt reißt, kann niemanden überraschen. So fehlten dem Staat im ersten Halbjahr aufgrund geringerer Einnahmen und deutlich höherer Ausgaben wegen der Corona-Hilfsmaßnahmen fast 11 Milliarden Euro. Was hingegen erstaunt, ist die Tatsache, dass die Lohnsteuereinnahmen praktisch auf Vorjahresniveau geblieben sind. Und das, obwohl Hunderttausende ihre Jobs verloren haben oder in Kurzarbeit geschickt wurden.
Doch wie ist das angesichts der Einkommensverluste Hunderttausender überhaupt möglich? Zum einen lässt sich das mit einer Art Taschenspielertrick erklären. Die Republik hat sich nämlich einen großen Teil der Lohnsteuereinnahmen selbst gezahlt. Für Arbeitnehmer in Kurzarbeit sprang der Staat ein und schob damit das Geld quasi von der einen in die andere Tasche. Insgesamt hat sich der Staat über die von ihm finanzierte Kurzarbeit etwa 570 Millionen Euro an Lohnsteuer selbst bezahlt.
Auf der anderen Seite sorgte das jährlich steigende Körberlgeld, das der Finanzminister still und heimlich einstreift, für hohe Lohnsteuereinnahmen. Die Rede ist von der kalten Progression, die insbesondere zu Jahresbeginn wirksam wurde. Hinter diesem sperrigen Begriff versteckt sich eine Art Automatismus, der die Einnahmen des Staates automatisch erhöht. Jährlich werden die Löhne an die gestiegenen Preise angepasst, um die Kaufkraft der Arbeitnehmer stabil zu halten. Sie verdienen also mehr und zahlen damit auch immer mehr Steuern, obwohl sie real nicht mehr verdienen. So sorgte die kalte Progression alleine von Jänner bis Juni im Vergleich zum Vorjahr für Mehreinnahmen in Höhe von 200 Millionen Euro.
Spätestens in Zeiten der Krise wäre es also höchst an der Zeit, dass die Regierung den Steuerzahlern mehr Netto vom Brutto lässt und die heimliche Steuererhöhung namens kalte Progression endlich abschafft. Passiert das nicht, werden weiterhin in aller Regelmäßigkeit vermeintlich große Steuersenkungen politisch vermarktet, die in Wirklichkeit den Steuerzahlern nur jene Summen zurückgeben, die zuvor durch die kalte Progression eingenommen wurden.
Selbst die kürzlich beschlossene Absenkung des Eingangssteuersatzes von 25 auf 20 Prozent reicht nicht aus. Auch wenn es ein erster Schritt in die richtige Richtung ist: Österreich ist und bleibt auch danach ein absolutes Hochsteuerland, nur in drei anderen EU-Staaten ist die Steuer- und Abgabenlast für einen durchschnittlichen Arbeitnehmer höher.
Es ist also tatsächlich eine entscheidende Herausforderung für die Regierung, dafür zu sorgen, dass den Arbeitnehmern von ihrem Erwirtschafteten mehr Netto bleibt. Wer in hoher Regelmäßigkeit mehr Brutto bekommt, sind die Pensionisten. Denn sie profitieren von einer außerordentlichen Pensionserhöhung im Vorjahr. Die Zusatzkosten hierfür betragen insgesamt fast 370 Millionen Euro, erhöhten auf der anderen Seite aber auch die Lohnsteuereinnahmen um rund 45 Millionen Euro. Ohne diese drei Effekte wäre die Lohnsteuer im ersten Halbjahr um rund 6 Prozent rückläufig gewesen.
Die ÖVP möchte bei den Förderungen den Rotstift ansetzen. Laut Eurostat flossen 2023 rund 33 Milliarden Euro oder 6,9 Prozent des BIP in Förderungen, während der EU-Durchschnitt bei 6,3 Prozent liegt. Vor der Pandemie lag die Förderquote in Österreich bei rund fünf Prozent, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Allein im Jahr 2023 h
Auch wenn der Finanzminister gerne das Gegenteil behauptet: Die kalte Progression wurde nicht zur Gänze, sondern nur zu zwei Dritteln abgeschafft. Das letzte Drittel wird jeden Sommer von der Regierung verteilt. Wie stark die kalte Progression noch immer an den Finanzen der Bürger knabbert, zeigt eine Berechnung der Agenda Austria. Würden die ak
Seit der Finanzkrise stürzt die österreichische Wirtschaft von einer Malaise in die nächste. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf entwickelt sich im Schnitt schwächer als zuvor. Corona hat die Situation noch verschlimmert. In den USA wuchs das BIP pro Kopf nach beiden Krisen unbeeindruckt weiter, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
Das österreichische Budgetdefizit lag im Jahr 2020 bei satten acht Prozent. Bedenkt man, dass Österreich noch 2019 einen der seltenen Budgetüberschüsse in Höhe von 0,6 Prozent erzielt hatte, dann erhöhte sich das Budgetdefizit innerhalb eines Jahres um fast neun Prozentpunkte.
Österreichs Wirtschaft wird heuer deutlich schwächer wachsen als der EU-Durchschnitt. Das ist das Ergebnis der jüngsten EU-Wirtschaftsprognose. Generell erwartet die EU-Kommission, dass die heimische Wirtschaft in diesem Jahr schrumpft. Aber auch insgesamt entwickelt sich Österreich seit Ausbruch der Corona-Krise trotz hoher Staatsausgaben schw
Für die Abschaffung der kalten Progression im Vorjahr gebührt Finanzminister Magnus Brunner Lob und Anerkennung. Gleichwohl erweist sich jener Teil, der nicht automatisch den Bürgern zurückgegeben wird, als zunehmend problematisch. Die Gruppe der Besserverdiener zahlt weiterhin Inflationssteuer.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
Lernen Sie uns kennen