Der Faktor Arbeit muss jetzt günstiger werden
- 28.01.2021
- Lesezeit ca. 2 min
Ein Fahrplan für den Ausweg aus der Arbeitsmarktkrise.
Ein Experte als Minister für den Arbeitsmarkt kann nicht schaden. Mit Martin Kocher hat mit dem ehemaligen IHS-Chef ein Fachmann das Ministerium übernommen. Und den wird es auch brauchen. Denn das Coronavirus hat zur größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg geführt.
Besonders alarmierend ist die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit. Bereits 15 Prozent aller Arbeitslosen sind länger als zwölf Monate ohne Job. Seit dem Jahr 2014 hat sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen knapp vervierfacht. Angesichts der hohen allgemeinen Arbeitslosigkeit und des grassierenden Virus wird dieser Wert in den kommenden Monaten weiter steigen. Das ist alarmierend und hat langfristige Folgen: Die Wahrscheinlichkeit, einen neuen Job zu finden, sinkt mit der Dauer der Arbeitslosigkeit. Langzeitarbeitslosen fällt es deutlich schwerer, einen neuen Job zu bekommen, denn eine lange Dauer der Arbeitslosigkeit gilt bei vielen Arbeitgebern als negatives Signal. Ein Teufelskreis. Doch was tun? Die Impfung kann vielleicht die Gesundheitskrise lösen, ob sie auch eine Hilfe für den Arbeitsmarkt ist, bleibt fraglich.
Fix ist hingegen, dass sich der Arbeitsmarkt nur mit wirtschaftlicher Dynamik wieder in den Griff bekommen lässt. Der Staat hält sich bei Wirtschaftshilfen derzeit ohnehin nicht zurück. Ein gezielter Eingriff, der sofort helfen würde: Man muss den „Faktor Arbeit“ günstiger machen. Österreich gehört bei den Lohnnebenkosten zu den teuersten Ländern der Welt. Das schafft Spielraum. So könnten die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung bei Neueinstellungen für bis zu ein Jahr erlassen werden. Das könnte Arbeitgeber zum Handeln motivieren.
Lässt sich auch so die Wirtschaft nicht ankurbeln, muss man bei der Qualifikation ansetzen. Beschäftigungslose für die Digitalisierung umzuschulen, ist ein logischer Schritt. Natürlich können wir nicht aus jedem Kellner einen Programmierer machen, aber wenn es nur bei einem gelingt, war das den Aufwand wert. Das Schulungssystem muss erneuert und verbessert werden. Die Expertise Kochers wird auch hier nicht schaden.
Gastkommentar von Dénes Kucsera in der „Kleinen Zeitung“ (28.01.2020)
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