Arbeitslosenunterstützung: Mehr und dafür kürzer
- 01.06.2017
- Lesezeit ca. 2 min
Die Langzeitarbeitslosigkeit ist gegenüber Mai 2016 um acht Prozent gestiegen. Österreich sollte die skandinavischen Länder nachahmen: Deren Regeln schützen besser vor der Inaktivitätsfalle.
Es ist eindeutig und erfreulich: Die Arbeitslosigkeit sinkt. Das tut sie, weil die Konjunktur in Schwung geraten ist. Freilich gibt es neben den konjunkturellen auch strukturelle Gründe für die Arbeitslosigkeit: Denn gleichzeitig gibt es ja sehr viele offene Jobs, die aus welchen Gründen auch immer nicht besetzt werden können.
Anreize erhöhen, neuen Job anzunehmen
Allein deswegen sollte die Politik solche strukturellen Probleme angehen und sich nicht nur auf die Konjunktur verlassen. Zusätzlich wirkt noch ein unangenehmer Teufelskreis: Wer lange ohne Job ist, dessen Chancen auf eine neue Stelle werden immer geringer. “Daher ist es wichtig, dass im Verlauf der Zeit die Anreize steigen, einen neuen Job anzunehmen”, erklärt Agenda Austria-Ökonomin Monika Köppl-Turyna. “Nicht umsonst ist es in fast allen europäischen Ländern so, dass die Geldleistungen für die Arbeitslosen mit der Zeit stufenweise abnehmen.” In Österreich ist das nur ansatzweise der Fall, wie die Grafik zeigt:
Die Unterstützung für Arbeitslose in Österreich ist, international gesehen, anfangs nicht besonders hoch. Im Unterschied zu anderen Ländern, wo es weniger Langzeitarbeitslose gibt, erhält eine Person auf Jobsuche hierzulande aber viel länger gleich viel Geld. Die – recht unübersichtliche – Kombination aus zunächst Arbeitslosengeld, dann Notstandshilfe und Mindestsicherung kann sehr lange bezogen werden; der Anreiz, einen neuen Job anzunehmen, ist damit niedriger als anderswo.
Skandinavische Länder als Vorbild
“Die Zahlungen an Arbeitslose in Österreich könnten anfangs sogar höher sein. Dann sollten sie aber schneller sinken”, meint daher Ökonom Dénes Kucsera, “so wie das etwa auch in Skandinavien der Fall ist. Jetzt verführt die gleichbleibende Geldleistung dazu, zu lange keinen Job anzunehmen – das führt in die sogenannte Inaktivitätsfalle.” Das sei gerade bei Arbeitslosen der Fall, die für ihre Kinder Zusatzzahlungen erhalten – der Einkommensunterschied zu einem Lohn könne dann oft recht gering sein.
Dänemark, Finnland und Schweden haben einen guten Mix aus guter Absicherung für Arbeitslose und genügend Arbeitsanreizen geschaffen. Das Ergebnis ist eine relativ geringere Zahl von Langzeitarbeitslosen. Hier könnte sich Österreich etwas abschauen.
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