Arbeitslosenrekord – was dahinter steckt
- 04.01.2016
- Lesezeit ca. 2 min
Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in Österreich sinkt, was bedeutet, dass Jobs verloren gehen. Dagegen hilft auch die größte Wohnbauoffensive nicht. Gefragt sind Reformen wie in Deutschland.
2015 war, was die Zahl der Menschen ohne Job betrifft, ein wahrlich trauriges Jahr. Gleichzeitig tritt dabei ein Paradox zutage: Während die Arbeitslosenrate auf den höchsten Stand seit der Nachkriegszeit geklettert ist, gibt es auch einen Beschäftigungsrekord – noch nie waren so viele Personen erwerbstätig wie jetzt. Wie geht das zusammen?
Eine beliebte Erklärung lautet: Immer mehr Menschen wollen arbeiten, unter anderem Zuwanderer. Präziser formuliert: Die Zahl der Teilnehmer am Arbeitsmarkt steigt. Eine andere Erklärung ist die sinkende Zahl der Frühpensionierungen. Die Österreicher arbeiten ein wenig länger –wobei sie im internationalen Vergleich nach wie vor früh in Rente gehen.
Was aber nie genauer analysiert wird, ist der Beschäftigungsrekord. Hinter dieser natürlich nicht unerfreulichen Tatsache verbirgt sich nämlich auch eine sehr unangenehme Wahrheit: Seit 2011 wird in Österreich jedes Jahr weniger gearbeitet als im Jahr zuvor – die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden geht zurück. Nebenbei erwähnt: Eine steigende Produktivität ist leider nicht die Ursache dafür. Viele Menschen arbeiten in Teilzeit, sodass sich weniger Arbeit auf mehr Personen verteilt. Würden die geleisteten Arbeitsstunden in Vollzeitjobs umgerechnet, träte eines klar zutage: In Österreich gehen jedes Jahr Jobs verloren – ganz im Gegensatz zu Deutschland.
Auch wenn es nicht Politiker sind, die Arbeitsplätze schaffen: Das geringere Arbeitsvolumen ist ein dringender Job für die Regierung. So hat jene in Berlin in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Reformen eingeleitet, die für Zuversicht in der Bevölkerung sorgten. Neben der umstrittenen Arbeitsmarktreform hat Deutschland mitten in der Krise mit einer Schuldenbremse seinen Haushalt konsolidiert, ein wichtiges Signal an die Bürger und Investoren: Seht her, wir kommen mit dem eingenommenen Geld aus. Das Ergebnis: Optimismus, eine brummende Wirtschaft und viele Jobs.
Hierzulande hingegen verkündete die Regierung Ende Oktober – nach ähnlichen Initiativen 2011, 2013 und 2014 – wieder einmal eine Wohnbauoffensive. Würde staatliche Konjunkturankurbelung funktionieren, dürfte es keine Rekordarbeitslosigkeit geben. Gerade auch der Vergleich mit Deutschland zeigt: Österreichs größte Wachstumsbremse ist die fehlende Zuversicht. Den Menschen fehlt ein klares Signal, dass sich dieses Land nach vorne bewegt. Die Gewissheit, dass Probleme nicht verdrängt, sondern erkannt und gelöst werden. Lohnnebenkosten, die 2016 um 0,1 Prozentpunkte geringer sind, sind eine unbedeutende Randnotiz. Schuldenbremse, schlankere und billigere Verwaltung, Pensionsreform: Nur wenn die Regierung Tatkraft zeigt, werden auch Investoren und Konsumenten wieder Vertrauen schöpfen. Dann kommen die Jobs von ganz alleine.
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