Bildung

Wirtschaftsunterricht: Wie Ideologie den Weg ins Klassenzimmer findet

Österreichs Schüler wissen viel zu wenig über Wirtschaft. Dafür jede Menge über linke Ideologien. Umgekehrt wäre besser.

Wenn Kinder in der Schule eines sehr schnell lernen, dann wohl das: Widersprich keinem Lehrer, denk Dir Deinen Teil und antworte so, wie es von Dir erwartet wird. Das gilt auch für die Eltern: Dampf wird in den Chatgruppen abgelassen, aber so gut wie niemand käme auf die Idee, die Arbeit der Lehrer direkt zu hinterfragen oder gar zu beanstanden. Bekommen die Kinder gute Noten, gibt es dazu keinen Anlass. Schneiden sie schlecht ab, könnte es auch am Kind liegen. Wäre didaktisch oder engagementtechnisch mehr drinnen, behält man das besser für sich. Man will dem eigenen Kind nicht schaden.  

Dabei lernen wir alle doch von konstruktiver Kritik bedeutend mehr als von submissiver Lobhudelei. Die Vertreter der „Bundesarbeitsgemeinschaft der Geografie- und Wirtschaftslehrer“ scheinen das anders zu sehen. Sie zeigten sich gegenüber der „Presse“ ziemlich aufgebracht, weil ihnen ein Bericht über den jüngsten „Policy Brief“ der Agenda Austria nicht passte, in dem eklatante Mängel in der Wirtschaftsbildung geortet und aufgelistet werden. Die ökonomischen Grundkonzepte würden im Unterricht sehr wohl behandelt, wie die Lehrervertreter monieren. Das Unterfangen scheint nur kein großer Erfolg zu sein. Denn immerhin 64 Prozent der Schüler in der achten Schulstufe glauben, dass der Staat festlege, was ein- und was ausgeführt werde. Sechs von zehn Schülern sind der Ansicht, dass der Wert des Geldes steige, wenn die Preise in die Höhe schnellen. Und jeder Zweite meint, dass höhere Zinsen auf die Staatsschulden selbige reduzieren.  

Richtigzustellen wäre also nicht die Interpretation dieser Umfrageergebnisse. Richtigzustellen ist der Zugang zum Thema Wirtschaft in den staatlichen Schulen. Das beginnt schon einmal damit, dass Wirtschaft das traurig dreinschauende Anhängsel der Geografie ist. Ökonomie wird von Geografen gelehrt, die über keine ökonomische Grundbildung verfügen, sondern im Zuge ihres Studiums ein paar Wirtschaftskurse belegen. Hinzu kommen Schulbücher, deren Einseitigkeit beeindruckend ist. Nur um ein Beispiel von vielen zu nennen. Im Schulbuch „unterwegs 4“ (Österreichischer Bundesverlag) erklärt Jean Ziegler, warum es Hunger auf der Welt gibt. Ein Phänomen, das künstlich geschaffen wird, denn: „Die weltweite Landwirtschaft könnte die ganze Welt ernähren.“ Wenn da nur die multinationalen Konzerne und die Spekulanten nicht wären. Erstere würden die Welt beherrschen, zweitere die Preise nach oben treiben und dafür sorgen, dass den Ärmsten das Essen vom Teller genommen wird.  

Sie sollten wissen, dass Armut der Naturzustand des Menschen ist und Wohlstand erst geschaffen werden muss.

Wenn man es schon für eine blendende Idee hält, den bekennenden Schweizer Kommunisten Jean Ziegler den Kindern die Welt erklären zu lassen, warum verzichtet derselbe Verlag auf Gegenpositionen, damit sich Schüler selbst ein Bild machen können? Und wie wäre es mit der Information, dass sich die Weltbevölkerung seit 1980 nahezu verdoppelt hat, die Zahl der in bitterster Armut lebenden Menschen aber von 47 auf unter 10 Prozent gesunken ist? Das ist doch ein enormer Fortschritt, auch wenn das noch nicht alles gewesen sein kann. Vielleicht würde die Schüler auch interessieren, dass die „weltweite Landwirtschaft“ die rasant gewachsene Weltbevölkerung nur dank marktwirtschaftlicher Errungenschaften ernähren könnte. Den Schülern sollte auch nicht verheimlicht werden, dass es korrupte Regime, Kriege, Misswirtschaft und fehlender Eigentumsschutz sind, die Menschen im globalen Süden die Zukunft verbauen.  

Bildungsminister Christoph Wiederkehr hätte hier jede Menge zu tun. Schulen sind nicht der Ort, an dem Kindern weltanschauliche Präferenzen eingeimpft werden. Schulen sind der Ort, an dem Schüler auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet werden sollen. Sie müssen nicht wissen, ob Milton Friedman oder John Maynard Keynes recht hatte. Sie sollten wissen, dass es so etwas wie ein Gratishandy nicht gibt. Ihnen sollte klar sein, dass Preise wichtige Informationen über Knappheiten liefern und nicht von gierigen Unternehmern festgelegt werden, sondern von Angebot und Nachfrage. Sie sollten wissen, dass Armut der Naturzustand des Menschen ist und Wohlstand erst geschaffen werden muss.  

Die Eltern von schulpflichtigen Kindern wissen, dass Wirtschaftswissen nicht ausreichend vermittelt wird. Aber sie sagen nichts. Sie haben schon in den ersten Schuljahren gelernt, Lehrern nicht zu widersprechen und Kritik lieber für sich zu behalten. Man will schließlich dem eigenen Kind nicht schaden.

(Erstmals erschienen in „Die Presse“ am 11.10.2025)

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