Foto: © Katharina Roßboth
Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek bei der Agenda Austria: Länder und Dienstrecht als Hürden auf dem Weg zu besseren Schulen.
Was tun mit jenen – wenigen, aber doch zu vielen – Lehrern, die ihren Job schlecht machen? Sollen sie so wie in den Niederlanden vom Schulleiter kündbar sein oder ist eine Versetzung ausreichend, wie das heimische Dienstrecht maximal vorsieht? Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek sprach sich am Donnerstag Abend als Gast in der Agenda Austria für letzteres aus: “Man kann mit Menschen nicht beliebig Schach spielen.”
Das brachte ihr nicht unbedingt die Sympathien des lebhaft mitdiskutierenden Publikums ein. Im Gespräch über die Frage “Mehr Geld, mehr Wettbewerb – was brauchen wir für bessere Schulen?” machte die Ministerin trotzdem deutlich, dass auch sie im Bildungssystem gerne mehr ändern würde: “Ich habe aber die Gestaltungsmacht nicht – die Regierung entscheidet nicht gegen die Länder.”
Ein Ziel der Diskussion war es, auszuloten, was sich Österreich vom Bildungssystem der Holländer abschauen kann bzw. sollte. Dort gibt es einen offenen Wettbewerb zwischen öffentlichen und privaten Schulbetreibern – jeder, der will, kann eine Schule gründen. Hält sie bestimmte Kriterien ein, wird die Schule vom Staat anerkannt und bekommt je nach Schüleranzahl Mittel vom Ministerium: Das öffentliche Geld folgt also den Schülern. Noch ein großer Unterschied zu Österreich: Lehrer müssen sich beim Leiter der Schule bewerben, in der sie arbeiten wollen, und sie können gekündigt werden. Auch beim Gestalten des Lehrplans haben die Schulen viel Freiheit. Und nicht zuletzt bekommen Schulen mit mehr Schülern aus sozial benachteiligten Familien auch mehr Geld. Unter diesen Prämissen und mit ähnlich hohem Ressourceneinsatz wie in Österreich erzielen Hollands Schüler in den PISA-Tests bessere Resultate.
Nicht nur die “dicke Zwischendecke namens Länder” würde Ministerin Heinisch-Hosek gerne beseitigen, sondern auch den Proporz, der bei der Bestellung von Schulleitern herrsche. “Das ist schwierig”, stellte sie fest. Während Heinisch-Hosek die Aufsichts- und Steuerungskompetenzen des niederländischen Bildungsministeriums selbst auch gerne hätte, zeigte sie sich skeptisch, ob ein Wettbewerb zwischen Schulen – auch um gute Lehrer – nicht dazu führt, dass die Schüler in manchen Gebieten nur ein schlechtes Angebot bekommen. Gemeinsam mit den Bildungssprechern der Parlamentsparteien plane sie jedoch, sich das holländische Schulsystem noch dieses Jahr aus der Nähe anzusehen.
Als Vertreter der Agenda Austria unterstrich Franz Schellhorn in der Diskussion, dass das Wohl der – nicht kündbaren – Lehrer in Österreich offenbar immer noch wichtiger ist als jenes der Schüler. Eine Meinung, bei der auch Moderator Michael Fleischhacker kurz seinen Ansichten freien Lauf ließ und sich “irritiert” zeigte. Sei es aus Überzeugung, sei es aufgrund ihrer Erfahrungen mit der Lehrergewerkschaft – die Bildungsministerin will eher die Lehrer unterstützen, besser zu werden als auf Änderungen des Beamtendienstrechts drängen: “Da sind nur kleine Schritte möglich, und ich sehe auch nicht, dass die Regierung das angreifen will.”
Den Ball der Ministerin, dass auch gar nicht so klar sei, was überhaupt einen guten Lehrer ausmache, fing Michael Fleischhacker auf und warf ihn dem Publikum zu, indem er dazu um positive Wortmeldungen bat. Das brachte interessante Einwürfe wie “Fähigkeit, zu begeistern”, “in Finnland wird überprüft, ob ein Lehrer gut zuhören kann und wie er mit Minderheiten umgeht” oder “Potenziale erkennen und fördern”. Ein Gast im Publikum zitierte den Schriftsteller Alois Brandstetter, der meinte: “Wir hatten schlechte Lehrer, das war eine gute Schule.” Damit, und das ist festzuhalten, will sich die Agenda Austria jedoch sicher nicht begnügen.
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Die ersten Jahre sind entscheidend für die sprachliche und soziale Entwicklung eines Menschen. Kinder sind in frühen Jahren besonders lernfähig. Was in dieser Zeit verpasst wird, erhöht später die Kosten für das Bildungssystem, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Sieben von zehn Wiener Pflichtschülern sprechen im Alltag nicht vorwiegend Deutsch. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, Mehrsprachigkeit kann ja sogar ein Vorteil sein. Allerdings nur, wenn die Kinder Deutsch zumindest gut genug beherrschen, um dem Schulunterricht zu folgen. Letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Je nach Schultyp dauert der Einstieg in die Erwerbstätigkeit unterschiedlich lang, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Absolventinnen einer Lehre beginnen im Schnitt nach sieben Tagen einen Job. „Das zeigt, dass die Lehre besser ist als ihr Ruf und Personen mit Lehrabschluss auf dem Arbeitsmarkt gefragter sind denn je“, sagt Agenda A
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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