Seit Jahren erklären uns führende Geldpolitiker und Ökonomen, dass wir uns wegen stark steigender Preise keine Sorgen machen müssten. Die Inflation sei ein Relikt aus dunklen Zeiten, das in der Welt von heute keinen Platz mehr habe.
Und dennoch erleben wir gerade den größten Preisschub seit 40 Jahren. Im Dezember lagen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 5,1 Prozent höher als noch vor einem Jahr. Und damit deutlich über dem von der EZB angepeilten Zielwert von zwei Prozent.
Warum die Preise durch die Decke gehen, hat einen Grund: Zu viel Nachfrage trifft auf ein eingeschränktes Angebot. Wiederkehrende regionale Lockdowns lassen weltweit die Lieferketten reißen und der globale Chipmangel lässt viele Werke stillstehen. Gleichzeitig ist die Nachfrage enorm hoch. Wie das in einer Krise sein kann? Indem die EZB Unmengen an billigem Geld bereitstellt. Das tut sie zwar schon seit vielen Jahren, ohne die Inflation in lichte Höhen zu treiben. Warum also jetzt? Weil das viele billige Geld der EZB bis zur Corona-Krise in den Banken hängen blieb, die damit ihre faulen Kredite ausräumten. Während es heute über die Banken zu den Staaten fließt, die es zwischen Unternehmen und privaten Haushalten verteilen.
Das Handbuch für angewandte Geldpolitik hat dafür eine glasklare Lösung parat: höhere Zinsen. Sie bieten Verbrauchern einen Anreiz, mehr Geld zu sparen und dämpfen die Konsumlust und den Preisauftrieb. Zudem würde es für Spekulanten teurer, sich Geld zu leihen, das sie in der Hoffnung auf steigende Preise in Rohstoffe und Immobilien investieren. Die US-Notenbank Fed hat höhere Zinsen beschlossen, die Bank of England hat sie bereits zweimal angehoben. Und die EZB? Sie behält die ultralockere Geldpolitik bei, lässt die Preise laufen und beschwichtigt. Die Energiepreise würden sich schon wieder beruhigen. Und wenn die Lieferketten erst einmal geflickt seien, sei der Spuk auch wieder vorbei.
Die Inflation mit noch mehr Liquidität zu bekämpfen ist aber ungefähr so, als würde man hohes Fieber mit heißen Bädern kurieren wollen. Zumal in weiten Teilen der Eurozone längst der Hut brennt. Die EZB scheint sich aber nicht an hohen Inflationsraten zu orientieren, sondern an den hohen Schulden großer Euroländer. In Italien liegt die Staatsverschuldung mittlerweile bei 155 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, in Frankreich sind es 116 Prozent. So richtig es war, die Schulden in Krisenzeiten zu erhöhen, so verheerend war es, das auch in Jahren der Hochkonjunktur zu tun. Die Schuldenexzesse der Vergangenheit holen uns jetzt ein. Sie wären ohne die Politik des billigen Geldes nicht möglich gewesen.
Würde die EZB jetzt die Zinsen erhöhen, riskierte sie eine Staatsschuldenkrise in Teilen der Eurozone. Das wissen die Vertreter der Schuldenländer in den EZB-Gremien zu verhindern. Erhöht die EZB die Zinsen aber nicht, droht den Bürgern im Euroraum ein fortschreitender Verlust ihrer Kaufkraft. Nur um die Dimension klarzustellen: Bleibt die Teuerung bei drei Prozent im Jahr, verliert der Euro in 24 Jahren die Hälfte seiner heutigen Kaufkraft. Die EZB nimmt dieses Risiko in Kauf. Ihr zentrales Interesse liegt offensichtlich darin, die schwer verschuldeten Euro-Staaten „flüssig“ zu halten. Die Aufgabe der EZB ist es aber nicht, Geld zu drucken, um Staaten zu finanzieren. Sondern den Wert unseres Geldes zu sichern. Stattdessen überschwemmt sie die Märkte mit noch mehr billigem Geld. Und erklärt uns, dass wir uns wegen steigender Preise keine Sorgen zu machen hätten.
Gastkommentar von Franz Schellhorn für die “Presse” (5.02.2022).
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