Der digitale Wandel birgt Veränderung, aber auch Chancen. Noch nie war es so leicht möglich, die Zukunft selbst zu gestalten.
Noch nie war es so leicht möglich, mithilfe moderner Technologien neue Geschäftsmodelle aufzubauen. Doch die Start-up-Destinationen liegen noch immer im Silicon Valley, in Berlin oder in Riga. Noch nie war es so leicht und für so viele Menschen möglich, sich für digitale Bildungsangebote an Eliteuniversitäten einzuschreiben. Aber für unser Bildungssystem sind diese Angebote scheinbar nicht gut genug, denn anerkannt werden diese Kurse hierzulande nicht.
Österreich hat es sich in seinem Wohlstand gemütlich gemacht. Dafür fehlt es an Dynamik. Es braucht mehr Unternehmertum, mehr Eigenverantwortung und eine höhere Investitionstätigkeit. Das kann die nächste Regierung nicht erzwingen, aber sie kann die Weichen in die richtige Richtung stellen. Sie kann endlich die Ausgabendynamik bremsen, um den Spielraum für niedrigere Steuern zu schaffen, damit den Bürgern mehr von ihrem Geld bleibt. Abschreibungsregeln, die sich an der tatsächlichen Nutzungsdauer orientieren, können Investitionen anregen. Diese steuerliche Begünstigung würde gerade moderne, forschungsintensive Branchen unterstützen. Es braucht mehr privates Risikokapital, um die Start-up-Szene zu beleben. Gerade in der Wachstumsphase fällt Österreich gegenüber anderen Ländern zurück. Für die Hälfte der Unternehmen endet die Reise bereits binnen der ersten fünf Jahre. Österreich ist zwar reich, aktiviert aber das vorhandene Kapital zu wenig für aussichtsreiche Zukunftsvorhaben.
Immerhin hat die vergangene Regierung damit angefangen, die Digitalisierung bei sich selbst, also in der Verwaltung, zu forcieren. Das digitale Amt ist aber lediglich ein erster Schritt. Tatsächlich steckt man bei der Nutzung im EU-Durchschnitt fest. Das mag besser sein als in Deutschland. Will Österreich aber zur Spitze gehören, dann muss es sich mit Dänemark, Estland, Finnland oder Schweden messen.
Entscheidend für den Erfolg der nordischen Länder sind Bildung und Transparenz. Beide Bereiche wurden bisher in Österreich nicht berücksichtigt. Ein Blick nach Estland zeigt, wie Österreich die Verwaltung ins digitale Zeitalter führen kann. Behörden und Unternehmen können dort (automatisiert) auf Bürgerdaten zugreifen, sofern sie dazu berechtigt sind. Jeder Zugriff ist für den Bürger sichtbar. Sensible Daten können darüber hinaus nur mit Zustimmung genutzt werden. Damit die Technik auch effizient eingesetzt werden kann, muss sich das Bildungssystem entsprechend ändern: Ein grundlegendes Verständnis für Digitalisierung ist dafür entscheidend. Dies betrifft einerseits die Nutzung in der Schule, aber auch die Ausbildung bereits erwachsener Bürger. Bildung und Digitalisierung sind dabei nicht nur entscheidend für die Verwaltung.
In Zukunft braucht es nicht die Fähigkeit des Auswendiglernens, vielmehr sollten Kinder lernen, wie sie sich schnell und einfach selbst neue Fähigkeiten aneignen. Ziel muss es sein, die Technik für sich selbst und eine bessere Bildung zu nutzen, anstatt eine Generation von Digitalisierungsopfern heranzuziehen. Richtig eingesetzt kann die Bildung so individueller, interessanter und effizienter gestaltet werden. Noch nie war das leichter als heute.
Gastkommentar von Hanno Lorenz in der Wiener Zeitung (28.08.2019).
Die öffentliche Verwaltung soll digitalisiert werden. Das verspricht die Politik seit Jahren. Diverse Angebote gibt es bereits, doch der große Durchbruch wollte bisher nicht gelingen. Das liegt nicht nur an der Regierung. Auch die Bürger müssten, im eigenen Interesse, etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung aufbringen.
Laut Eurostat verfügen zwar 91 Prozent der heimischen Haushalte über einen Breitbandanschluss – das ist immerhin europäisches Mittelfeld. Doch beim Global Speedtest fallen wir immer weiter zurück und sind inzwischen in den 60er-Rängen angekommen, noch hinter Russland.
Wichtigste Voraussetzung für eine funktionierende digitale Verwaltung ist Vertrauen. Die Esten vertrauten der Regierung ihre Daten an, weil sie in Echtzeit nachvollziehen konnten, was damit passierte. In Skandinavien verließen sich die Menschen früh auf die digitale Kommunikation mit den Behörden, weil sie ihrer Bank ja auch vertrauten.
Im EU-Vergleich sieht Österreich nicht unbedingt vorteilhaft aus. Rund fünf Prozent der Bürger haben im letzten Jahr Formulare nicht online abgegeben, weil ihnen die nötige elektronische Signatur fehlte; nur in Slowenien waren es mehr. Fast vier Prozent haben auf einen digitalen Behördengang verzichtet, weil sie vom Schutz ihrer Daten nicht ü
Dreh- und Angelpunkt von E-Government ist eine digitale Identität. In Österreich wäre das im Idealfall die ID-Austria. Haben Sie nicht? Dann gehören Sie zur übergroßen Mehrheit im Land.
Internationale Rankings weisen die öffentliche Verwaltung in Österreich meist als zumindest durchschnittlich aus. Der Abstand zum absoluten Spitzenfeld ist jedoch groß. Im wichtigen Digital Economy and Society Index (DESI) landete Österreich 2022 auf Platz 10.
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