Der Alarm der OECD über immer weiter auseinander klaffende Einkommen ist für Österreich ein falscher. Hierzulande gilt: Wer mehr Gleichheit will, muss sich um Kindergärten und Vorschulen kümmern.
Das Thema Ungleichheit rückt immer öfter in den Fokus von Ökonomen und nimmt auch in der öffentlichen Debatte einen prominenten Platz ein. So warnte die OECD vor nicht allzu langer Zeit, die Kluft zwischen Arm und Reich sei heute in vielen Mitgliedsländern so groß wie seit 30 Jahren nicht mehr. Und diese Einkommensungleichheit hat laut der OECD einen negativen und statistisch signifikanten Einfluss auf das Wirtschaftswachstum. Als Grund dafür wird genannt, dass die unteren Einkommensschichten, die immer weiter zurückfallen, zu wenig Zugang zu Bildung haben. All dies klingt natürlich beunruhigend. Als Gegenmaßnahme wird Umverteilung über bestimmte Steuern und Transferleistungen empfohlen.
Wer aus der Problemlage die richtigen Schlüsse ziehen und passende Lösungen finden will, kommt um eine genauere Analyse freilich nicht herum. Wie viel von dem, was die OECD sagt, gilt auch für Österreich? Ein Blick auf Daten und Statistiken zeigt: Nicht besonders viel.
Die OECD untermauert ihre Warnung mit Daten über die Einkommensungleichheit von 22 Ländern – Österreich ist allerdings nicht darunter. Wer wissen will, ob die Einkommen auch hierzulande immer weiter auseinanderdriften, kann bei Eurostat nachschlagen und wird feststellen, dass dies seit 1995, also seit knapp 20 Jahren, nicht der Fall ist: Der Gini-Koeffizient – je niedriger er ist, umso gleicher sind die Einkommen – hat sich von 0,270 auf 0,276 verändert und ist damit praktisch konstant.
Hier kann glücklicherweise also Entwarnung gegeben werden.
Wie sieht es mit dem Einfluss der ungleichen Einkommen auf das Wachstum aus? Wobei festzuhalten ist, dass dies nur einer von vielen Faktoren ist, die Wachstum beeinflussen, und nach Ansicht vieler Ökonomen nicht der wichtigste. Hier hat die OECD Österreich sehr wohl berücksichtigt und errechnet, dass die Ungleichheit über 20 Jahre zusammengenommen 2,5 Prozent Wachstum gekostet hat. Damit liegt Österreich im internationalen Vergleich als fünftbestes von 19 untersuchten Ländern recht gut.
Man sollte es freilich noch besser machen wollen. Dass Ungleichheit das Wachstum hemmt, liegt, wie erwähnt, laut OECD daran, dass Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen zu wenig Zugang zu Bildung haben. Mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung also – ein Ziel, das die Agenda Austria befürwortet. Dies ist nicht über mehr Familienförderung zu erreichen, die in Österreich bereits hoch ist, sondern über bessere Bildungsstätten: Es darf keinen Unterschied mehr machen, ob ein Kind im Arbeiter- oder im Nobelbezirk in die Schule geht. Am effektivsten wären Investitionen in die frühkindliche, vorschulische Bildung: Es gilt, Lern- und Sprachhandikaps von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern so früh wie möglich zu beseitigen. Damit sie frei nach ihren Talenten und Wünschen leben können.
Und woher kommt das Geld dafür? Wir meinen, nicht aus noch höheren Steuern, die ja erst recht wachstumsdämpfend wirken. Ungezählte Rechnungshofberichte – zuletzt jener über die Landesschulräte – haben aufgezeigt, dass durch eine Kompetenzentflechtung in der Schulverwaltung Millionen von Euro eingespart werden können. Hier findet die Arbeitsgruppe der Regierung zur Bildungsreform jenes Geld, das in Kindergärten und Vorschulen besser investiert ist.
So ergibt eine genauere Betrachtung der alarmistischen OECD-Meldung einen deutlich anderen Befund. Wenn Sie an mehr Hintergründen über Ungleichheit und Armut interessiert sind, dann steht Ihnen hier unser Handbuch “Armut, Ungleichheit und Verteilung” zur Verfügung.
Ein großer Teil der verbleibenden Lücke beim Gender Pay Gap ist historisch gewachsen und lässt sich durch Einkommensunterschiede zwischen den verschiedenen Branchen oder auch zwischen einzelnen Berufen erklären.
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Die ersten Jahre sind entscheidend für die sprachliche und soziale Entwicklung eines Menschen. Kinder sind in frühen Jahren besonders lernfähig. Was in dieser Zeit verpasst wird, erhöht später die Kosten für das Bildungssystem, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Sieben von zehn Wiener Pflichtschülern sprechen im Alltag nicht vorwiegend Deutsch. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, Mehrsprachigkeit kann ja sogar ein Vorteil sein. Allerdings nur, wenn die Kinder Deutsch zumindest gut genug beherrschen, um dem Schulunterricht zu folgen. Letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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