Susanne Wiesinger: Warum ich nicht mehr schweigen kann
- 02.10.2018
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Mitschnitt
Mit der Veröffentlichung Ihres Buches „Kulturkampf im Klassenzimmer“ löste Susanne Wiesinger eine landesweite Debatte über das österreichische Bildungssystem, die zunehmende Rolle des politischen Islam und fehlende Deutschkenntnisse aus.
Dass diese brisanten Themen niemanden kalt lassen, wurde bei ihrem gestrigen Vortrag in der Agenda Austria und vor allem bei der anschließenden Diskussion deutlich. Im Zuge der Veranstaltung äußerte sich die Lehrerin und Autorin über viele Themen. Wiesinger berichtete u.a. über politische Maulkörbe, die notwendige Durchmischung an Wiener Schulen und allein gelassene Lehrer und Lehrerinnen. Hier können Sie die gesamte Diskussion nachsehen.
Im folgenden ein paar Auszüge aus der Debatte:
Kollegiale Unterstützung und fehlende Rückendeckung: „Ich habe sehr viel Zuspruch von Lehrern aus Brennpunktschulen bekommen. Was aber die Lehrergewerkschaft oder meine Parteigenossen betrifft, hat es einen Bruch gegeben. Natürlich suchte ich auch wiederholt das Gespräch mit meinem Dienstgeber. Aber das war nicht gewollt.“
Grundlegende Probleme unseres Bildungssystems: „Im System wurde bis jetzt nichts geändert. Immer nur Pflasterl drüber, immer nur kosmetische Veränderungen. Das Schulsystem muss frei von jeder Parteiideologie reformiert werden. Das ist nämlich das, was jeglichen Fortschritt verhindert hat. Jeder will seine Ideologie durchbringen und beibehalten. Man verhandelt mit der Gewerkschaft so lang hinter verschlossener Tür, bis man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigt. Das führt im Endeffekt zu nichts.“
Misslungene Integrationspolitik/ Entstehung von Parallelgesellschaften: „Man hat Migranten – durch eine jahrzehntelange, konzeptlose Integrationspolitik – sich selbst überlassen. Sie sind auf Ablehnung, Diskriminierung und Rassismus gestoßen. Das ist ein Fakt. Dadurch haben Sie sich – speziell die Muslime – stark zurückgezogen. (…) Der politische Islam hat immer mehr Fuß gefasst in diesen Communities. Wir haben es verschlafen, da ein Auge drauf zu haben.“
Konkrete Lösungsvorschläge für die Probleme: „Eine stärkere Durchmischung an den Schulen im Ballungsraum wäre das Wichtigste. (…) Wenn das nicht passiert, entstehen immer mehr Ghettos. Es gibt in Wien regelrechte Demarkationslinien. (…) Wir brauchen unbedingt einen verpflichtenden, gemeinsamen Ethikunterricht. (…) Da habe ich, wenn man so will, eine „rechte“ Meinung dazu. Obwohl ich es in diesem Fall einfach vernünftig finde. Ich denke, man muss den Kindern und auch den Eltern sehr viel Unterstützung als Sozialstaat geben. Wenn die Eltern allerdings ihre Erziehungspflichten so verletzen, dass sie ihre Kinder nicht zum Schwimmunterricht geben oder an anderen Aktivitäten teilhaben lassen, dann muss es eine Strafe geben. Wenn das Kindergeld gekürzt wird – auch wenn es nur für einen Monat ist – werden die Kinder ganz schnell wieder in die Schule geschickt. So groß kann die Liebe zu einer Religion gar nicht sein.“
Das Verschwinden der politischen Mitte: „Der Druck ist sehr subtil und geht immer ans schlechte Gewissen. Je stärker „die Rechten“ in einem Land werden, umso mehr kann man Druck ausüben. Es wird signalisiert: Entweder du gehörst zu uns oder zu denen. Dazwischen gibt es nichts mehr. Deswegen bin ich auch an die Öffentlichkeit gegangen. Ich möchte, dass das „Dazwischen“ gestärkt wird. (…) In gewissen Themen – und das Integrationsthema ist ein solches – muss man den gesellschaftlichen Konsens finden. Da gibt es kein extrem links oder extrem rechts.“
Die Lehrergewerkschaft: „Wenn Sie die Lehrergewerkschaft ansprechen, bin ich sehr verärgert. Ich bin im Herzen noch immer Gewerkschafterin, bin es auch sehr gerne gewesen. Ich stehe auch hinter der Gewerkschaftsidee, nur hinter der Gewerkschaft stehe ich nicht mehr. Das Hickhack der Parteien führt die Gewerkschaft intern aus – und da kommen Themen wie Integration schlichtweg zu kurz.“
Das Zwei-Klassen-Schulsystem: „Da gibt es eine klare Tendenz: Niemand von meinen links-bürgerlichen Freunden hätte seine Kinder in die Schule geschickt, wo ich arbeite.“
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