Für den Bürger bleibt immer weniger übrig
- 17.05.2017
- Lesezeit ca. 2 min
Der Staat holt sich einen spürbar größeren Teil des erarbeiteten Wohlstands als vor 20 Jahren. Allein das zeigt, dass Österreich nicht an zu geringen Einnahmen leidet, sondern an zu hohen Ausgaben. Anzusetzen wäre etwa bei Pensionen und Förderungen.
Manchmal muss man einen Schritt weiter zurück machen, um ein besseres Bild der aktuellen Lage zu bekommen. Das trifft etwa zu, wenn man betrachtet, wie viel an Steuern jeder in Österreich Ansässige im Lauf der Zeit bezahlt hat bzw. bezahlt.
Wer die gesamten Steuereinnahmen eines Jahres nimmt und durch die Zahl der jeweils ansässigen Personen dividiert, kommt, beginnend mit 1995, zu einem klaren Ergebnis: Die Besteuerung pro Kopf hat fast durchgängig zugenommen. (Die Betrachtung ist ohne Sozialabgaben, aber diese haben sich ähnlich entwickelt.) Eines der wenigen Ausnahmejahre ist 2016 – hier hat sich die Senkung der Lohnsteuer ausgewirkt.
Konkret hat jeder Niedergelassene 1995 im Durchschnitt 5.972 Euro an Steuern bezahlt, 2016 waren es hingegen 11.148 Euro – um 86,7 Prozent mehr:
Nun könnte man meinen, dass ja auch erstens die Pro-Kopf-Einkommen gestiegen sind und zweitens die Inflation zuschlägt. Das ist beides richtig. Allerdings: Beide Werte sind viel weniger stark gestiegen als die durchschnittliche Steuerlast. “Die Inflation beträgt seit 1995 etwa 45 Prozent. Und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – es ist der wichtigste Indikator für den Wohlstand – ist in dem Zeitraum um 72,8 Prozent gestiegen. Beides ist deutlich weniger als die 86,7 Prozent an Steuer-Steigerung”, stellt Michael Christl, Ökonom bei der Agenda Austria, fest.
Österreich leidet an zu hohen Ausgaben
Das Fazit ist eindeutig: Hierzulande Ansässige zahlen im Durchschnitt einen spürbar höheren Anteil ihres Einkommens an Steuern als das vor 20 Jahren der Fall war. Der Staat erhält also ein deutlich größeres Stück vom Kuchen; kein Wunder, dass der Finanzminister in den letzten Jahren mehrmals Einkommensrekorde verzeichnen konnte.
Auch die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: “Österreich hat definitiv kein Einnahmenproblem. Aber eines bei den Ausgaben. Sonst müsste die Republik nicht jedes Jahr neue Schulden aufnehmen”, so Michael Christl.
Um den Bürgern wieder mehr von ihrem erwirtschafteten Einkommen zu lassen, sollte die Regierung, in welcher Konstellation auch immer, Ausgaben wie jene für die äußerst großzügigen Förderungen streichen. Sparpotenzial: Mindestens 500 Millionen Euro jährlich. Und auch beim größten einzelnen Ausgabenposten der Republik, den Pensionen, gibt es Handlungsbedarf: Deutschland und die Niederlande heben wegen der steigenden Lebenserwartung das Pensionsantrittsalter gerade an, um die Kosten im Griff zu behalten. Vom teuren Föderalismus gar nicht zu reden. Für eine Regierung gäbe es also genug zu tun.
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