Große Versäumnisse
- 03.01.2020
- Lesezeit ca. 3 min
Eine Analyse der Agenda Austria: Regierungsprogramm 2020 – 2024
Strukturreformen sind schwierige, aber sinnvolle Maßnahmen, um Österreichs Bürger und Unternehmen nachhaltig zu entlasten. Aber eine große Reform des teuren österreichischen Föderalismus findet sich ebenso nicht im türkis-grünen Koalitionspakt wie eine sinnvolle Pensionsreform.
Pensionen: Vogel-Strauß-Taktik ist keine gute Politik
Dieses Kapitel liest sich geradezu ernüchternd. Denn während der Megatrend Klima zurecht sehr ausführlich im Regierungsprogramm abgehandelt wird, sind Maßnahmen gegen die Herausforderungen des demografischen Wandels nur mit der Lupe auszumachen. Es ist nicht vorgesehen, das staatliche Pensionssystem nachhaltiger zu gestalten und die Altersvorsorge auf eine breite Basis zu stellen. So heißt es wörtlich im Regierungsprogramm über das Pensionssystem: „Es gibt zwar immer wieder Adaptionsbedarfe, aber wir brauchen keine grundlegende Neuausrichtung.“ Das ist vor allem für die jüngeren Generationen eine schlechte Nachricht. Speziell, weil die Lage im System schon heute angespannt ist und sich zukünftig noch verschärfen wird. So kommen aktuell auf einen über 65-jährigen Menschen noch 3,3 Personen im erwerbsfähigen Alter. Im Jahr 2030 werden dies nur noch 2,5 und im Jahr 2050 sogar nur mehr zwei Erwerbsfähige sein.
Hinzu kommt, dass die Lebenserwartung in der Pension immer weiter ansteigt. Allein seit 1970 waren es rund sieben Jahre. Damit die steigende Lebenserwartung die junge Generation nicht allzu sehr belastet, ist es notwendig, die Pensionsbezugsdauer an die Lebenserwartung anzupassen. Diese so genannte Pensionsautomatik wird von vielen Experten und auch von der Agenda Austria befürwortet.
Als nachhaltige Lösung dieser Problematik verweisen die Koalitionäre hingegen auf eine möglichst rasche Angleichung des faktischen an das gesetzliche Pensionsantrittsalter. Kurzfristig würde das für Entlastung sorgen. Langfristig führt dies aber dazu, dass die in dieser Zeit erworbenen Ansprüche auch von der jungen Generation bezahlt werden müssen. Von einer nachhaltigen Lösung kann also nicht die Rede sein. Zwar hat ein späterer Abschied vom Arbeitsleben kurzfristig durchaus positive Effekte für die Finanzierung des Pensionssystems: Menschen, die länger arbeiten, zahlen während dieser Zeit weiter Pensionsversicherungsbeiträge ein und erhalten noch keine Pension. Vergessen wird aber oft der belastende Teil des späteren Antritts: Durch das längere Arbeitsleben werden auch höhere Pensionsansprüche erworben, die entsprechend auch ausbezahlt werden und damit die Gesamtausgaben zukünftig ansteigen lassen.
Ein späterer tatsächlicher Pensionsantritt reduziert damit das Defizit im Pensionssystem nicht nachhaltig, sondern verschiebt die Problematik in die Zukunft. Entscheidend ist, dass die Menschen in diesem Land für dieselbe Pension länger arbeiten, da diese auch länger bezogen wird, nicht um eine höhere zu bekommen. Deshalb braucht es ein höheres gesetzliches Pensionsantrittsalter, so wie das in vielen vergleichbaren Ländern bereits umgesetzt wurde.
Mehr interessante Themen
Bildungskarenz: Ich bin dann mal weg!
Die Bildungskarenz war eine gute Idee, erfüllt aber nicht die von der Politik gesetzten Ziele – und wird immer teurer. An einer grundlegenden Reform führt kein Weg vorbei.
Die Schuldenbombe tickt: Wird Österreich das neue Italien?
Mehr als ein Jahrzehnt lang konnten sich Staaten kostenlos verschulden, die Zinsen lagen praktisch bei null. Damit sollten den Staaten Zeit erkauft werden, sich nach der Finanzkrise zu modernisieren. Statt diese Zeit aber für Reformen zu nutzen, wurde das vermeintliche Gratisgeld mit beiden Händen ausgegeben. Österreich muss seinen Ausgabenrausc
Was die Preise in Österreich so aufbläht
Die Inflation in Österreich hält sich hartnäckig. Fast acht Prozent waren es im Jahr 2023. Für das Jahr 2024 werden vier Prozent vorhergesagt. Während viele andere Länder schon aufatmen können, ist die Inflationskrise für uns also noch nicht vorbei. Warum tut sich gerade Österreich so schwer? Wir prüfen drei Thesen.
Balken, Torten, Kurven Zweitausenddreiundzwanzig
Die Zeit der Lockdowns und Ausgangssperren war vorbei, die Wirtschaft zeigte sich nach den verheerenden Corona-Jahren in bester Laune, nur die hohe Teuerung hat uns die gute Stimmung verdorben (vom Finanzminister einmal abgesehen – der freute sich).
E-Government: „Hobn’S kan Ausweis?“
Die öffentliche Verwaltung soll digitalisiert werden. Das verspricht die Politik seit Jahren. Diverse Angebote gibt es bereits, doch der große Durchbruch wollte bisher nicht gelingen. Das liegt nicht nur an der Regierung. Auch die Bürger müssten, im eigenen Interesse, etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung aufbringen.
Budget 2024: Das Land des immerwährenden Defizits
Eigentlich müsste Magnus Brunner (ÖVP) der glücklichste Finanzminister der Zweiten Republik sein. War die erste Budgetrede noch von der Corona-Krise und den damit einhergehenden Hilfspaketen geprägt, dominiert mittlerweile die Teuerung. Was für die privaten Haushalte für wenig Begeisterung sorgt, füllt die Staatskassen im Rekordtempo. Ohne Z