Österreich: Ein Land der Nettozahler?
- 26.03.2021
- Lesezeit ca. 4 min
Wie die Umverteilung funktioniert
Werden neben den direkten Abgaben und Geldtransfers auch indirekte Steuern sowie Sachleistungen einbezogen, dann steigt nicht nur die Abgabenlast der Haushalte, sondern auch der Umfang an empfangenen Transferleistungen. Allen voran Personen mit niedrigen und mittleren Einkommen profitieren stärker von Sachleistungen.[1] Besonders deutlich wird dies im Bildungsbereich. So erhalten Haushalte in der unteren Hälfte der Einkommensverteilung deutlich mehr Bildungsleistungen, als dies bei den wohlhabenderen Haushalten der Fall ist. Das liegt vor allem daran, dass dort durchschnittlich mehr Kinder pro Haushalt leben.
Insgesamt werden pro Haushalt in Österreich zwischen rund 20.000 und 40.000 Euro jährlich an staatlichen Leistungen wie zum Beispiel Pensionen oder Bildungs- und Gesundheitsleistungen bereitgestellt. Unter Berücksichtigung all dieser Abgaben und Transfers erhalten knapp sechs von zehn Haushalten mehr aus den öffentlichen Kassen, als sie einbezahlen; dies wohlgemerkt ohne Auswirkungen der Pandemie.
Die ärmsten fünf Prozent der Haushalte empfangen im Schnitt jährlich um 15.000 Euro mehr an Leistungen vom Staat, als sie diesem überweisen, während die reichsten fünf Prozent rund 63.000 Euro im Jahr mehr an den Staat zahlen, als sie von diesem zurückbekommen. Die Grenze zwischen Nettoempfänger und Nettozahler verläuft bei dieser Berechnung bei einem Bruttojahreseinkommen von rund 33.000 Euro für einen Singlehaushalt. Der Übergang von Nettoempfängern zu Nettozahlern ist allerdings schleichend. So hätten bereits kleine Veränderungen bei Abgaben und Transfers große Auswirkungen auf eine Vielzahl von Haushalten in der Mitte der Verteilung. Eine große Anzahl von ihnen befindet sich unmittelbar an der Grenze zwischen Empfängern und Zahlern des Sozialstaats.
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