Österreich ist Kollektivvertrags-Weltmeister
In Österreich werden die Löhne nicht von Angebot und Nachfrage festgelegt, sondern von den Sozialpartnern. Dabei sollten wir es den Deutschen gleichtun und Lohnverhandlungen auf die Betriebsebene verlagern.
Morgen starten in Österreich die alljährlichen Lohnverhandlungen. Nicht überall kommt ihnen eine so große Bedeutung zu wie in Österreich, denn nicht überall werden die Löhne für so viele Beschäftigte von Interessenvertretern ausverhandelt wie hierzulande. Konkret sind 98 Prozent der Arbeitsverhältnisse über Kollektivverträge geregelt. In Deutschland etwa sind es 58 Prozent, in der Schweiz 49 Prozent, in Griechenland 42 Prozent. Mit anderen Worten: Löhne werden in Österreich nicht durch Angebot und Nachfrage geregelt, sondern von den Sozialpartnern festgesetzt:
Kollektivverträge haben Vor- und Nachteile. Einerseits wird sichergestellt, dass ein großer Teil der Beschäftigten am Produktivitätszuwachs beteiligt wird. Zudem wird die Verhandlungsmacht der Arbeitgeber begrenzt, wenn es deren nur wenige gibt und gleichzeitig viele Arbeitssuchende.
Dezentralisierung des Lohn-Systems
Auf der anderen Seite werden viele Unternehmen über einen Kamm geschoren, deren Produktivität und Erträge sich höchst unterschiedlich entwickeln. In Deutschland wurde das Lohn-System dezentralisiert. Viele Unternehmen nutzen die Möglichkeit, sich nicht mehr an branchenspezifische KV-Verträge halten zu müssen. Das wirkte sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus, die Firmen konnten in Abstimmung mit den Arbeitnehmern deutlich leichter auf Auftragsschwankungen reagieren. Die Möglichkeit einer flexiblen Abstimmung mit den Betriebsräten erwies sich auch über die Krise hinaus als erfolgreich.
- Autor: Agenda Austria
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- Themen: Kollektivvertrag, Produktivität
- Datum: 19. September 2017