Mehr Autonomie bringt bessere Schulen
- 31.08.2016
- Lesezeit ca. 3 min
Anders als in fast ganz Europa haben Österreichs Schulen bei der Auswahl der Lehrer und beim Budget nichts mitzureden. Dabei ist die Evidenz klar: Mehr Entscheidungsgewalt vor Ort bedeutet bessere Leistungen der Schüler. Es besteht Handlungsbedarf.
Was macht eine gute Schule aus? Oder etwas anders gefragt: Unter welchen Bedingungen können die Schüler gute Ergebnisse erbringen? Internationale Vergleiche zeigen: Ein hoher Grad an Schulautonomie sorgt erstens für einen effizienten Einsatz der Gelder im Bildungswesen und führt, zweitens, zu besseren Ergebnissen der Schüler in den PISA-Tests. Zentralistisch gesteuerte Schulsysteme schneiden eindeutig schlechter ab.
In einem aktuellen Bericht geht die OECD nun der Frage nach, wie autonom bzw. effizient Österreichs Schulen im Umgang mit den vorhandenen Ressourcen sind. Die OECD untersuchte, wie viel Autonomie die Schulen betreffend Pädagogik, Geld, Personal und Infrastruktur haben. Die gute Nachricht: In pädagogischer Hinsicht, also etwa das Setzen von Schwerpunkten, schneidet Österreich im internationalen Vergleich gut ab. Die schlechte: Was die Entscheidungsgewalt der einzelnen Schulen über Personal und Budget betrifft, liegt Österreich am unteren Ende der 25 europäischen OECD-Länder, wie folgende Grafik zeigt:
Konkret haben die Schulen hierzulande bei der Auswahl der Lehrer praktisch nichts mitzureden, das erledigen Behörden wie der Landesschulrat. Das geplante Vetorecht von Direktoren gegen mögliche neue Lehrer ist von einer echten Personalautonomie weit entfernt. In puncto Budget sieht es nicht viel besser aus: Allein die Gymnasien und berufsbildenden höheren Schulen (also die Bundesschulen) dürfen über Vermietung und Werbung eigene Mittel generieren – die sie aber nicht von einem ins nächste Budgetjahr übernehmen dürfen. Alle anderen Schulen sind zur Gänze von den Ländern und Gemeinden abhängig.
Mehr Autonomie = bessere Schüler
Weil aber, wie eingangs beschrieben, größere Autonomie zu besseren Ergebnissen der Schüler führt, empfiehlt die Agenda Austria folgende Schritte:
- Die Schulleiter sollen selbst die Lehrer auswählen können, die neu an die Schule kommen. In einem ersten Schritt sollte dies zumindest im Einvernehmen zwischen der Behörde und dem Schulleiter geschehen.
- Auch die Personalentwicklung und Leistungsbeurteilung der Mitarbeiter gehört in den Zuständigkeitsbereich der Schulleiter. Sie haben die Aufsicht darüber, ob die Mitarbeiter das Dienstrecht einhalten und kontrollieren deren fachliche Kompetenz.
- Jede Schule hat ein Budget für und Entscheidungsgewalt über Prämien für besondere pädagogische Leistungen. Auch gibt es Geldmittel für die Weiterbildung der Lehrer.
- Schuldirektoren werden in objektiven Auswahlverfahren bestimmt und sind auf Zeit bestellt. Für die Lehrer sollte übrigens das Angestelltengesetz gelten.
- Die Schulen werden schrittweise selbst für ihr Budget verantwortlich. Am Ende kann der Schulleiter über die Verwendung des zur Verfügung gestellten Budgets entscheiden: Wie viel Geld gibt es neben dem Personal z.B. für Weiterbildung, Infrastruktur…
- Alle Schulen erhalten die Teilrechtsfähigkeit. Damit können sie selbst Drittmittel erwirtschaften. Etwa, indem der Turnsaal am Wochenende an einen Sportverein vermietet wird.
Zugegeben, das wird wohl nicht von heute auf morgen gehen. Die vorliegenden Fakten sind aber jedenfalls ein klarer Handlungsauftrag.
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