Inflation geht uns alle an
- 25.03.2021
- Lesezeit ca. 3 min
Die Krise wird mit frischem Geld bezahlt – erhöhte Teuerung ist die Folge.
Wir jagen stets das günstigste Angebot. Viele Ökonomen sehen das nicht gerne. Sie glauben: Ein bisschen Inflation ist gut für uns! Wer stillsteht, wird bestraft. Diese Ökonomen wünschen sich schon seit Jahren höhere Inflation. Sie werden sie bekommen. Wenn die globale Wirtschaft sich erholt, werden die Preise steigen. Überall ist die Sparquote in der Pandemie in die Höhe geschossen, weil Restaurants, Hotels und Shops geschlossen waren. Dieses Geld wartet auf den Tag X. Gleichzeitig hat die Pandemie das Angebot verknappt. Die Folge: Teuerung. Die Rohstoffe ziehen schon an. Die globalen Holzpreise haben sich seit Sommer 2020 verdoppelt. Kupfer, Mais und Sojabohnen sind im letzten halben Jahr um 40 Prozent teurer geworden. Das sind die Vorboten. Wir sehen hier die Kehrseite der Rettungsprogramme. All das frische Geld.
Die Österreicher sind sehr empfindlich, wenn es um Inflation geht. Da ist es kein Wunder, dass die Zahlen aus den Zentralbanken uns schrecken. Hier 500 Milliarden, da zwei Billionen. Einfach so. Per Knopfdruck. Seit der Finanzkrise greifen die „Währungshüter“ zu immer extremeren Mitteln.
Kurzfristig ist das legitim. Niemand will einen Megacrash. Aber wir dürfen nicht so tun, als hätte das Gelddrucken keine negativen Konsequenzen. Nach der Finanzkrise 2008 wurden durch die Geldmagie der Notenbanker vor allem jene gerettet, die Krise ausgelöst haben: Risikofreudige Spekulanten und verantwortungslose Politiker. Wer nach 2008 auf Aktien, Immobilien und Gold gesetzt hat, ist gut ausgestiegen. Dort ist die Inflation damals gelandet. Der kleine Sparbuchsparer hat durch die Finger geschaut.
Und das wird er weiterhin tun. In der Pandemie geht ein wahrer Geldregen über uns nieder. Nicht nur die Notenbanken, auch die Staaten pumpen Geld in alle Kanäle. Jetzt gehen die frischen Dollars und Euros nicht nur an Banken und Staaten, sondern auch an kleinere Unternehmen und die Bevölkerung. Das ist sicherlich fair. Aber es heizt die Inflation viel stärker an als Geld, das im Finanzsystem hängen bleibt.
Inflation ist auch, was Staaten und Notenbanken sich wünschen. Die gewaltigen Schuldenberge werden so erträglich gemacht. Überraschen sollte das niemanden. Die permanente Abwertung unseres Geldes ist sogar ein fixer Bestandteil des Geldsystems, in dem wir leben. Diese Inflation, die mal niedriger und mal höher ist, stellt so etwas wie eine geheime Steuer dar, die zu den ohnehin schon unanständig hohen Steuern und Abgaben in diesem Land noch dazu kommt. Das gehört zu den ältesten Tricks von Staaten und Regierungen, Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die alten Römer mussten mühsam Münzen einschmelzen, um den Metallgehalt zu reduzieren. Heute machen wir das mit Computern. Jeder neue Geldschein aus den Notenbanken entwertet die bestehenden ein kleines Stück mehr. Inflation geht uns alle an. Und wer sich dessen nicht bewusst ist, wird den größten Beitrag leisten.
Gastkommentar von Nikolaus Jilch im „Kurier“ (24.03.2021)
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