In Österreich studieren heute weniger Jugendliche aus sozial schwachen Haushalten als Ende der 1990er-Jahre. Wird Österreich also immer ungerechter? Nein, denn der Grund dafür ist ein überaus erfreulicher: Viele Eltern haben es in den Mittelstand geschafft.
Eine “nationale Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung” hat Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner beim Forum Alpbach angekündigt. Ziel sei, sozial benachteiligten Studierenden mehr Chancen auf ein Studium zu geben – per se natürlich ein wichtiges Anliegen. Auch medial wird dieser Tage der Bericht “Studierenden Sozialerhebung” breit diskutiert, mit Titeln wie “Immer weniger ´arme´ Studierende” oder “Unis achten wenig auf soziale Durchmischung”.
Wer die – umfangreiche – Sozialerhebung liest, kann freilich auch zu ganz anderen Schlüssen kommen. “Der Hochschulsektor trägt in beträchtlichem Ausmaß zur sozialen Mobilität in der Gesellschaft bei”, heißt es dort in Band 1 (S. 42) nämlich. “Betrachtet man die Schulbildung beider Elternteile gemeinsam, so zeigt sich, dass knapp ein Viertel aller inländischen StudienanfängerInnen an Universitäten und Fachhochschulen aus Akademikerhaushalten kommt. Weitere 34 Prozent stammen aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil eine Matura hat. Von 42 Prozent der inländischen StudienanfängerInnen besitzen weder Vater noch Mutter eine Matura. Der Anteil der potenziellen BildungsaufsteigerInnen unter den inländischen AnfängerInnen an Universitäten und Fachhochschulen beträgt demnach drei Viertel.” Der allgemein vermittelte Befund, Bildung werde vererbt, wird von der Sozialerhebung also nicht gedeckt.
Wie kann es dann aber sein, dass laut der gleichen Sozialerhebung der Anteil der Studierenden aus einkommensschwachen Elternhäusern seit 1998 von 26 auf 18 Prozent zurückgegangen ist? Die Studie gibt in Band 2 selbst die Antwort darauf, die in der öffentlichen Diskussion leider untergeht: „Der Anteil der Studierenden aus niedriger Schicht sinkt über die Zeit vor allem aufgrund von Veränderungen in der Gesamtgesellschaft (z.B. gestiegenes Bildungsniveau der Elterngeneration)“, (S. 55). Mit anderen Worten: Dass der Anteil der Studierenden aus niedriger Schicht abgenommen hat, liegt vor allem daran, dass das Bildungsniveau der Eltern heute ein höheres ist als 1998. Ein Befund also, über den sich Politik und Gesellschaft freuen sollten, auch öffentlich.
Eine aktuelle Aufstellung der Agenda Austria zeigt denn auch, dass die soziale Zusammensetzung der österreichischen Studienanfänger gemessen am höchsten Bildungsabschluss der Eltern durchaus ausgewogen ist:
Ein negativer Befund ist jedoch zu treffen: Mehr Studierende aus sozial schwachen Haushalten brechen häufiger und früher ihre Studien an Universitäten ab. Das ist überaus unerfreulich. Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass die soziale Herkunft der Studierenden nicht genau der sozialen Zusammensetzung der gesamten Gesellschaft entspricht – ein Ziel, dem man sich freilich nur annähern kann.
Im internationalen Vergleich zeigt sich aber, dass Österreich auf einem guten Weg ist. Eine Erhebung von Eurostudent, einem Zusammenschluss nationaler Forschungsinstitutionen zeigt: Von 29 verglichenen Ländern schneidet Österreich am viertbesten ab. Deutschland liegt hingegen in puncto sozialer Durchmischung der Studierenden auf dem viertletzten Platz. Wir von der Agenda Austria meinen, dass gleiche Chancen auf Bildung und eine bestmögliche Förderung der Talente des Einzelnen essenziell sind. Um diesem Ziel so nah wie möglich zu kommen, ist freilich eine genaue Analyse der vorliegenden Fakten gefragt.
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Die ersten Jahre sind entscheidend für die sprachliche und soziale Entwicklung eines Menschen. Kinder sind in frühen Jahren besonders lernfähig. Was in dieser Zeit verpasst wird, erhöht später die Kosten für das Bildungssystem, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Sieben von zehn Wiener Pflichtschülern sprechen im Alltag nicht vorwiegend Deutsch. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, Mehrsprachigkeit kann ja sogar ein Vorteil sein. Allerdings nur, wenn die Kinder Deutsch zumindest gut genug beherrschen, um dem Schulunterricht zu folgen. Letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Je nach Schultyp dauert der Einstieg in die Erwerbstätigkeit unterschiedlich lang, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Absolventinnen einer Lehre beginnen im Schnitt nach sieben Tagen einen Job. „Das zeigt, dass die Lehre besser ist als ihr Ruf und Personen mit Lehrabschluss auf dem Arbeitsmarkt gefragter sind denn je“, sagt Agenda A
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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