Der beste Zeitpunkt, den Schülern mehr Finanzwissen beizubringen, war vor 40 Jahren. Der zweitbeste ist jetzt.
Nun ist es endlich soweit: Finanzwissen soll fest in die Lehrpläne verankert werden. Dass es um das Finanzwissen des Durchschnittsösterreichers sehr schlecht bestellt ist, wissen wir allerdings auch nicht erst seit gestern.
Jeder Zweite weiß nicht, was Zinsen sind. Das ist erschreckend. Und sorgt für eine gewaltige Schieflage. Wer nichts weiß, muss alles glauben. Zum Beispiel, dass Sparbücher im Jahr 2020 noch eine vernünftige Geldanlage darstellen. Mehr als 260 Milliarden Euro haben die Österreicher auf solchen Konten gebunkert, wo sie langsam dahinschmelzen. Nicht mal jeder Zehnte besitzt Aktien. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld bei boomenden Aktienmärkten lassen die Österreicher somit nicht nur Unmengen an Erträgen liegen, sie verlieren auf ihren Sparbüchern sogar Geld, denn die Inflation kennt keine Gnade.
Genau ein solches Verhalten soll durch mehr Wissen verhindert werden. Gerade jetzt, wo die Einführung von Vermögenssteuern wieder debattiert wird, kommen die Ideen zur Stärkung der Financial Literacy zum richtigen Zeitpunkt. Denn Vermögenssteuern ändern vielleicht etwas an der Vermögensverteilung im jetzigen Moment.
Aber sie führen zu keiner nachhaltigen Verbesserung, sondern fördern die Neidgesellschaft und einen Kampf zwischen den einzelnen Schichten.
Die Vermittlung von Finanzwissen bietet viel mehr als erzwungene Transfers von Reich zu Arm es jemals könnten: Sie gibt Österreichern die notwendigen Werkzeuge in die Hand, um sich selbst Vermögen aufzubauen.
Dabei geht es nicht darum, dass jeder blind sein Erspartes in hochriskante Vermögensanlagen investiert. Im Gegenteil. Es geht darum, informierte Entscheidungen zu treffen. Beim Sparen und Anlegen, bei Hausbau, Krediten, Miete und Versicherungen. Überall dort, wo eine Info-Schieflage zuungunsten des Kunden versteht.
Diese informierten Entscheidungen trifft man aber nicht, wenn Finanzwissen ausschließlich im Frontalunterricht vermittelt wird. Zu Financial Literacy gehört auch, verantwortungs-bewusstes Verhalten im Umgang mit Geld zu lernen.
Das passiert nicht erst in der Jugend, sondern bereits viel früher. Manche Kinder haben das Glück, dieses Verhalten bereits unterbewusst durch ihre Eltern zu erlernen. Andere wiederum sollten die Möglichkeit haben, es durch das Bildungssystem vermittelt zu bekommen.
Ein ausgeklügeltes Programm zur Stärkung der Financial Literacy sollte bereits spielerisch in Kindergarten und Volksschule beginnen und sich durch die gesamte Schulbahn ziehen. Denn gerade, wenn man bereits früh einen Lehrberuf erlernt und Geld verdient, ist es wichtig, dass die Financial Literacy bereits gefestigt ist. Dass Financial Literacy nun endlich in die Lehrpläne Einzug halten soll, ist ein klassischer Fall von „besser spät als nie“. Unsere Welt wird nicht gerade einfacher. Verantwortungsvoller Umgang mit Geld ist notwendig, um nachhaltig Vermögen aufzubauen. Somit bleibt zu hoffen, dass sich die Finanzmarkt-skeptischen Österreicher langsam doch dazu durchringen werden, am Vermögensaufbau teilzunehmen.
Gastkommentar von Heike Lehner im Kurier (14.09.2020).
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Die ersten Jahre sind entscheidend für die sprachliche und soziale Entwicklung eines Menschen. Kinder sind in frühen Jahren besonders lernfähig. Was in dieser Zeit verpasst wird, erhöht später die Kosten für das Bildungssystem, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Mangelhafte Sprachkenntnisse führen zu einer Einstufung als außerordentlicher Schüler und zur verpflichtenden Teilnahme an einem Deutschförderkurs oder – sind die Kenntnisse unzureichend – einer gesonderten Deutschförderklasse. Doch im Schulstartalter hat das Unheil schon längst seinen Lauf genommen.
Sieben von zehn Wiener Pflichtschülern sprechen im Alltag nicht vorwiegend Deutsch. Das muss nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, Mehrsprachigkeit kann ja sogar ein Vorteil sein. Allerdings nur, wenn die Kinder Deutsch zumindest gut genug beherrschen, um dem Schulunterricht zu folgen. Letzteres ist leider sehr oft nicht der Fall.
Je nach Schultyp dauert der Einstieg in die Erwerbstätigkeit unterschiedlich lang, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Absolventinnen einer Lehre beginnen im Schnitt nach sieben Tagen einen Job. „Das zeigt, dass die Lehre besser ist als ihr Ruf und Personen mit Lehrabschluss auf dem Arbeitsmarkt gefragter sind denn je“, sagt Agenda A
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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