Pensionen

Das österreichische Pensionssystem und sein schmutziges Geheimnis   

Warum den Pensionisten alle ins Gesicht lügen und was das für ihre Enkel bedeutet. Ein offener Brief an die Pensionisten, den kein Politiker schreiben würde.

Liebe Pensionistinnen und Pensionisten,  

es ist Zeit für ein offenes Gespräch. Das haben Sie sich verdient. Eigentlich sollte dieses Gespräch Sozialministerin Korinna Schumann mit Ihnen führen. Oder noch besser: Bundeskanzler Christian Stocker, im Beisein aller Minister. Aber das wird nicht passieren. Die Politik hat Angst vor Ihnen. Angst vor Ihrem Zorn, Angst vor Ihrer politischen Kraft. Sie haben die einflussreichste Lobby des Landes hinter sich, Politiker wollen von Ihnen geliebt und gewählt werden. Deshalb lügt Ihnen auch so gut wie jeder ins Gesicht. Und Sie scheinen das irgendwie zu genießen. 

Sie lassen sich seit Jahrzehnten erzählen, dass Sie sich keine Sorgen machen müssen. Dass Ihre Pensionen sicher sind. Dass die Politik für Sie sorgen wird. Dabei wissen Sie so gut wie ich, dass das nicht stimmt. Sonst wären nicht so viele von Ihnen bei bester Gesundheit mit hohen Abschlägen vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Klar, einige konnten nicht mehr, waren gesundheitlich am Ende. Aber die meisten von Ihnen waren das nicht und haben trotzdem Pensionsverluste von bis zu 20 Prozent akzeptiert. Weil sie fürchteten, dass sich die Konditionen aufgrund der finanziellen Misere des staatlichen Pensionssystems weiter verschlechtern könnten.  

Das zeugt von Weitsicht. Denn das staatliche Pensionssystem ist ein finanzielles Desaster. Seit dem 12. August könnten Ihre Pensionen nicht mehr ausgezahlt werden, würden die Steuerzahler nicht für den Rest des Jahres 32 Milliarden Euro zuschießen. Zusätzlich zu den hohen Pensionsbeiträgen, die sie Monat für Monat abführen. Um die 32 Milliarden Euro greifbarer zu machen: Diese Summe übersteigt die jährlichen Lohnsteuereinnahmen aller Arbeitnehmer.

Die Beschäftigten dieses Landes arbeiten also ein ganzes Jahr nur dafür, um mit ihrer Lohnsteuer das rasant wachsende Defizit im staatlichen Pensionssystem auszugleichen. Und es reicht immer noch nicht.  

Mittlerweile verschwindet bereits jeder vierte Budget-Euro in diesem Finanzierungsloch.  Jetzt werden Ihnen Politiker und Experten erklären, dass daran nichts verkehrt sei. Das sei das Wesen des Umlageverfahrens, das liege in der Natur des Generationenvertrags. Der funktioniert aber nur dann, wenn mehr Junge in den Arbeitsprozess einsteigen als Ältere ausscheiden. Das Gegenteil ist der Fall. Hinzu kommt, dass viele von Ihnen aus der Vollzeit in Pension gehen, während viele Junge nur mehr Teilzeit arbeiten und dementsprechend wenig einzahlen. Machen wir uns nichts mehr vor: Der Generationenvertrag ist eine Schimäre. Er wird von allen Beteiligten gebrochen. Von jenen Jüngeren, die in der Work-Life-Balance das höchste Ziel sehen. Von jenen Arbeitgebern und Gewerkschaftern, die Sie vorzeitig in die Pension drängten. Von der Politik, die Ihnen die Rutsche in die Frühpension gelegt hat. Und von jenen unter Ihnen, die dieses Angebot dankend angenommen haben.  

Sie alle haben sich eine Pension verdient, die Sie vor Altersarmut schützt und die finanzierbar ist. Nicht eine, die Rechnung Ihrer Enkel geht. Dennoch ist die Politik einmal mehr vor Ihnen eingeknickt und hat Ihre Pensionen mitten in einer schweren Wirtschaftskrise kräftig erhöht. Niedrige Pensionen steigen um 2,7 Prozent, höhere bekommen etwas weniger. Diese soziale Staffelung wird von der Regierung als fair erachtet, ist aber in Wahrheit unsozialer Populismus: Jene, die kürzer gearbeitet und weniger eingezahlt haben, bekommen eine höhere Inflationsabgeltung als jene, die länger gearbeitet und mehr eingezahlt haben. Unter dem Strich bleibt eine Pensionserhöhung, die 2,5 Milliarden Euro kostet. Geld, das nicht vorhanden ist. Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass nur verteilt werden kann, was auch erwirtschaftet wird.  

Appellieren Sie an Ihre politischen Vertreter, Pensionsreformen nicht länger zu blockieren, sondern mit Nachdruck einzufordern.

Wir brauchen einen starken Ausbau der betrieblichen und privaten Altersvorsorge, damit sich Jüngere vor Altersarmut schützen können. Wir alle wissen, dass das gesetzliche Pensionsantrittsalter an die Lebenserwartung gekoppelt werden muss. Sie sind davon nicht mehr betroffen, Sie sind schon in Pension. Ihr Beitrag ist es, in wirtschaftlich schweren Zeiten mit Kaufkraftverlusten oder Null-Runden zu leben. Wir Aktive müssen länger im Arbeitsprozess bleiben, um Ihre Pensionen zahlen zu können. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird es später verdammt schmerzhaft. Für Sie. Für Ihre Kinder. Für Ihre Enkel. Das kann niemand von uns wollen.  

Kolumne von Franz Schellhorn in der “Presse” (13.9.2025).

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