Ökonomen sind, wie das Vorurteil weiß, groschenzählende, kühle, ausschließlich rationale Nutzenmaximierer. So erstaunt es nicht, dass der Ökonom Joel Waldfogel schon in den 1990er-Jahren begann, sich mit dem Sinn und vor allem Unsinn von Weihnachtsgeschenken zu befassen. Er befragte Studenten, wie viel sie für die Geschenke, die sie erhalten hatten, selbst ausgeben würden, und stellte fest: Zwischen dem, was für die Geschenke nach Einschätzung der Studenten bezahlt wurde und dem, was sie ihnen wert wären, klaffte eine ziemliche Lücke. Waldfogels Schluss daraus war, dass durch Schenken bis zu einem Drittel des Werts vernichtet wird. Die daraus resultierende Empfehlung: Schenken Sie nach dem Motto “Nur Bares ist Wahres”, wenigstens Gutscheine oder gar nichts.
Die frohe Botschaft aber lautet: Ökonomen schenken einander tatsächlich nichts – aber nur im übertragenen Sinn. Denn unter anderen bewertet auch der diesjährige Nobelpreisträger Angus Deaton Waldfogels Erkenntnisse als zu kurz gegriffen. Waldfogel hatte die befragten Studenten instruiert, bei ihrer Schätzung den – von Gefühlen beeinflussten – subjektiven Wert wegzulassen. Ihr Onkel hat Ihnen, obwohl Sie die Farbe nicht mögen, lila Socken geschenkt, für die Sie höchstens die Hälfte des tatsächlichen Preises zahlen würden? Mag sein, aber Sie mögen Ihren Onkel und schätzen zum Beispiel seinen schrägen Humor. Daher ist lila ausnahmsweise okay.
Wir können von Waldfogel also etwas lernen: Man muss schon ein sehr guter Geschenkgeber sein, um für jemanden auf eine effizientere, “bessere” Art 50 Euro auszugeben als diejenige Person selbst. Um diesem Ziel näher zu kommen, hilft es enorm, die Vorlieben und den Geschmack der Beschenkten zu kennen. Die ebenfalls von Joel Waldfogel erwiesene Tatsache, dass Geschenke von Personen, die einem sehr nahe stehen, nach Weihnachten viel seltener umgetauscht werden, bestätigt dies.
Aber es gibt ja auch noch die Gaben, die man sich selbst nicht leistet. Hat man sie erst einmal geschenkt bekommen, mag man sie auch nicht mehr hergeben. Kostspielige Konzertkarten, der schicke, aber der eigenen Meinung nach überbezahlte Pullover… es fällt Ihnen sicher etwas ein, was für Sie in diese Kategorie fiele oder fällt. Glauben Sie nicht, dass Phänomene wie dieses von den Wirtschaftswissenschaften nicht erfasst werden; darum kümmern sich Verhaltensökonomen.
Und dann gibt es, wie bereits erwähnt, Geschenke, die man aus ganz subjektiven Gründen sehr schätzt. Das sind recht wenige. Aber wie sagen die Ökonomen: Je seltener, desto höher eben der Wert…
Frohe Festtage und alle guten Wünsche für das neue Jahr,
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