Die Anforderungen an die Schüler haben sich über die Jahre verändert. Am Arbeitsmarkt und im täglichen Leben werden heute nicht mehr dieselben Fähigkeiten nachgefragt wie vor einigen Jahrzehnten. Ernsthafte Debatten über die (Neu-)Gestaltung des Lehrplans finden aber kaum statt.
Dabei reicht es nicht, einfach ein paar neue Fächer einzuführen. Die Lehrpläne brauchen eine gründliche Überarbeitung. Derzeit wird zu einseitig auf die „Hauptfächer“ Mathematik, Deutsch oder Fremdsprachen fokussiert. Finanzbildung hingegen muss im Geografieunterricht Platz finden, der Informatikunterricht ist in manchen Schulen noch immer freiwillig. Oft sind die Lehrer selbst nicht ausreichend ausgebildet, um ihren Schülern neue Inhalte näherzubringen.
Moderner Unterricht sollte eine kritische Auseinandersetzung mit diversen Themen fördern und die Schüler befähigen, sich eine Meinung zu bilden und diese auch pointiert kundzutun. Wer sachlich versiert diskutieren kann, hat in der Arbeitswelt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Wirtschaftspolitik und finanziellen Kompetenzen sollte künftig schon in der Volksschule ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. Natürlich wäre ein eigenes Schulfach Wirtschaft sinnvoll, aber damit ist es nicht getan. Ökonomische Zusammenhänge können auch in Mathebeispielen aufgegriffen, internationale Handelsverflechtungen in den Fremdsprachenunterricht integriert werden. Vereinheitlichungs- und damit Einsparungspotenzial besteht hingegen beim in Österreich je nach Region und Schultyp sehr unterschiedlich angebotenen Religions- beziehungsweise Ethikunterricht. Anstelle eines für alle verpflichtenden katholischen Religionsunterrichts oder diverser Wahlmöglichkeiten sollten alle Schüler eine Stunde pro Woche an einem Ethikunterricht teilnehmen. Damit könnte ein objektiver Überblick über verschiedene Religionen, Moral- und Wertvorstellungen allen Schülern verpflichtend vermittelt werden. Schüler sollten sich so kritisch mit den eigenen religiösen und moralischen Einstellungen auseinandersetzen, gegenseitige Akzeptanz entwickeln und auch den Hintergrund unseres Rechtssystems verstehen. Glaubensmotivierte Konflikte könnten so reduziert werden.
Neben dem regulären Unterricht sollten Schulen verstärkt Exkursionen und Unternehmensbesichtigungen in den Unterrichtsalltag integrieren. Auch Workshops mit externen Gastdozenten sind sinnvoll, um Schülern einen praxisnahen Einblick in verschiedene relevante Bereiche zu ermöglichen. Studien[1] zeigen, dass die Wissensvermittlung durch Gleichaltrige besonders gut angenommen wird. Warum also nicht einmal einen jungen „Finfluencer“[2] über Wirtschaft reden lassen?
Viele Unternehmen bieten auch Möglichkeiten für Praktika oder Neben- beziehungsweise Sommerjobs, von denen Schüler aber oft nichts wissen. Im Rahmen eines dynamisch gestalteten Unterrichts könnten sich solche Unternehmen und Institutionen präsentieren und dadurch die Annahme von Praktika und Jobs schon während der Schulzeit erleichtern. Der Eintritt ins Berufsleben fällt auf diese Art erheblich leichter.
Grundvoraussetzung für einen guten Unterricht ist die gezielte Aus- und permanente Weiterbildung des Lehrpersonals. Hier braucht es eindeutig bessere Angebote und Materialien, vor allem bei digitalen Inhalten. Ähnliches gilt für die Finanzbildung und die wirtschaftliche Kompetenz. Viele Lehrer sagen selbst, dass es ihnen in diesen Bereichen an Wissen mangelt und sie sich daher unsicher fühlen. Gezielte Weiterbildungsangebote fehlen aber oft.[3] Aber nicht nur eine inhaltliche, sondern auch didaktische Ausbildung für eine zielführende Gestaltung des Unterrichts ist gefordert.
Aufgabe eines Lehrers ist längst nicht mehr nur die Vermittlung von fachspezifischen Inhalten. Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken sind die vier Schlagworte moderner Pädagogik.[4] Die Bereitschaft zur Kommunikation und Kooperation ist entscheidend für die Umsetzung eines fächerübergreifenden Unterrichts. Kreativität und kritisches Denken wiederum werden als besonders wichtige Zukunftskompetenzen betrachtet, deren Vermittlung aber äußerst schwierig ist. Entsprechende Schulungen und Trainings für Lehrpersonen sind daher notwendig. Das Gleiche gilt für die Leitung von Gruppenarbeiten und Teambuilding-Aktivitäten.
Es gibt also eine ganze Menge, was die Politik im Bildungssystem ändern kann – und muss, wenn Österreich in diesem Bereich besser werden soll. Die Frage der Finanzierbarkeit stellt sich bei den meisten unserer Vorschläge nicht. Die gute Schule von morgen wird nicht mehr kosten als die mittelmäßige Schule von heute.
Fußnoten
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus – und bekommt dafür nur mittelmäßige Resultate. In Schulnoten ausgedrückt verdient der Bereich bestenfalls ein „Befriedigend“. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Einserschüler zu werden, auf dem Bildungsmarkt gibt es viele gute Ideen. Die nächste Regierung muss das Rad also nicht neu erf
Die österreichische Wirtschaft leidet unter Personalmangel. Zugleich nimmt die Arbeitslosigkeit wieder zu und die Teilzeitjobs werden immer mehr. Die nächste Regierung hat es in der Hand, den toxischen Cocktail, der sich auf dem Arbeitsmarkt zusammen
Wirtschaftswachstum ist kein Selbstzweck und kein Fetisch neoliberaler Ökonomen oder raffgieriger Unternehmer. Ein höherer Lebensstandard ist ohne Wachstum nicht erreichbar. Auch sozial- und klimapolitische Errungenschaften rücken ohne Wirtschaftswachstum in weite Ferne. Wir präsentieren die Hebel, an denen die künftige Regierung ansetzen muss
Kurz war der Traum vom geeinten Europa; der Glaube an ein regelbasiertes Miteinander im europäischen Haus, das mehr Wohlstand für alle produzieren würde, scheint passé. Die Visionen großer Europäer wie Jean Monnet oder Robert Schuman sind den Minderwertigkeitskomplexen kleiner Provinzpolitiker gewichen. Diese finden nicht mehr Freihandel und
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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