Pensionen: Die Automatik als bester Schutz vor Parteien-Hickhack
- 10.12.2015
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Rentenkürzungen sind nur zu verhindern, wenn die Österreicher länger im Arbeitsprozess bleiben. Schweden zeigt, wie ein nachhaltiges Pensionssystem aussieht.
Derzeit ist das Pensionssystem ein Spielball der Parteipolitik. Das Ergebnis ist ein jährliches Milliardendefizit. Etwas so Wichtiges wie die Pensionen muss aber, meinen wir, über einen Nachhaltigkeits-Mechanismus geregelt werden, der automatisch wirkt. Ein solcher Mechanismus ist der beste Schutz gegen weiteres Parteien-Hickhack und Reformunfähigkeit. Ein kürzlich bekannt gewordener Bericht von Experten, der im Auftrag des Finanzministeriums erarbeitet wurde, gibt uns recht: Er stellt ebenfalls fest, dass die bisherigen vereinzelten Änderungen im Pensionssystem für eine langfristige Sicherung nicht ausreichen.
Österreich braucht eine Regelung, die dafür sorgt, dass so wie in Schweden die Höhe der Pension künftig auch davon abhängt, wie lange sie voraussichtlich bezogen wird. Die steigende Lebenserwartung und die bald in Pension gehenden Baby-Boomer führen in zehn bis fünfzehn Jahren dazu, dass die Auszahlungen aus der Pensionskasse noch viel deutlicher über den Einzahlungen liegen als jetzt schon. Wie sich das Verhältnis von Arbeits- zu Pensionszeit in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, zeigt die Grafik deutlich:
Vor 25 Jahren haben die Österreicher durchschnittlich um vier Jahre länger gearbeitet – und waren um sieben Jahre kürzer in Pension.
Pensionskürzungen verhindern
Aus Sicht der Agenda Austria geht es darum, Pensionskürzungen zu verhindern. Das geht nur, wenn die Bürger länger im Arbeitsprozess bleiben. Es ist den Österreichern zumutbar, in einem ersten Reformschritt pro Jahr um zwei Monate später in (Früh-)Pension zu gehen; dies entspricht etwa dem jährlichen Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung.
“Um später ein immer höheres Pensionsantrittsalter zu vermeiden, sollte Österreich in einem zweiten Schritt ganz auf das schwedische System umsteigen: Dann können die Anwärter selbst entscheiden, ob sie früher mit einer geringeren oder später mit einer höheren Rente in Pension gehen wollen”, erklärt Michael Christl. Er ist Mitautor der Studie “Elchtest für Österreichs Pensionssystem – Wie Schwedens Sozialdemokraten unsere Renten sichern” und hat untersucht, wie viele jüngere Österreicher von einer Pensionsautomatik profitieren würden (beide Studien hier zum Download). Christl merkt auch an, dass sich eine nachhaltige Finanzierung der Renten und eine Absicherung nach unten, also eine Mindestpension, nicht ausschließen – die aktuelle Mindestpension in Schweden ist ähnlich hoch wie die österreichische. Im Unterschied zum österreichischen Pensionssystem ist das schwedische aber finanziell abgesichert – und den jüngeren Generationen gegenüber fair.
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