Warum die Gewerbeordnung ein übler Geselle ist
- 17.08.2016
- Lesezeit ca. 2 min
Anleitung zur Entfesselung des österreichischen Gewerbes
Monika Köppl-Turyna und Hanno Lorenz zeigen, wie eine Reform der Gewerbeordnung zum Wohle aller Beteiligten aussehen könnte. Diese sollte nicht reformiert, sondern komplett neu geschrieben werden. Ohne dabei den Schutz der Verbraucher aus den Augen zu verlieren oder bestehende Unternehmen in den Ruin zu treiben.
Vorwort
„If I can make it there, I’ll make it anywhere“: Was für Frank Sinatra New York City war, ist für Unternehmer Österreich: Wer es hierzulande schafft, als Unternehmer zu überleben, hat keinen Ort der Welt mehr zu fürchten. Allein schon einen Betrieb aufsperren zu dürfen, verlangt angehenden Selbstständigen einiges ab. Ist einmal die Geschäftsidee gefunden, müssen erst, so sieht es die Gewerbeordnung vor, die künftigen Konkurrenten davon überzeugt werden, dass man sein Handwerk auch wirklich beherrscht.
Was danach folgt, ist die immer härter werdende Suche nach dem nötigen Startkapital und der gnadenlose Spießrutenlauf zwischen den unzähligen Behörden (es war einmal die Idee eines „One-Stop-Shops“). Darf man dann endlich sein Geschäft eröffnen, geht es erst richtig los. In unzähligen Verordnungen schreibt der Staat den Selbstständigen vor, wie sie ihren Betrieb zu führen haben. Die Überregulierung der täglichen Arbeit setzt den Unternehmern mittlerweile mehr zu als die hohe Belastung durch Steuern und Abgaben. Schließlich hat niemand den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt, um sich dann von Behörden erklären zu lassen, wie die Arbeit am besten zu erledigen ist.
Die Politik ist sich des Problems bewusst, jedenfalls wenn es nach der Rhetorik geht. Ob Viktor Klima, Wolfgang Schüssel oder Alfred Gusenbauer: Alle Bundeskanzler der jüngeren Vergangenheit setzten das Thema Bürokratieabbau an die Spitze der Tagesordnung – während sich die Bürokratie immer weiter in die Unternehmen hineingefressen hat. Mit der von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner angekündigten Reform der Gewerbeordnung unternimmt die aktuelle Regierung nun einen neuen Vorstoß, den Zugang zum Unternehmertum zu erleichtern.
Das ist eine glänzende Idee, wie auch ein Blick über die Grenzen zeigt. Die Liberalisierung des Handwerks hat in Deutschland für enorme Dynamik gesorgt, ohne die Qualität der erbrachten Leistungen zu schmälern. Meine Kollegen Monika Köppl-Turyna, Hanno Lorenz und Adam Brzezinski, unsere Sommerverstärkung von der Universität Oxford, zeigen, wie eine Reform der Gewerbeordnung zum Wohle aller Beteiligten aussehen könnte.
Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht Ihnen
Franz Schellhorn
Direktor Agenda Austria
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