Die Neue Mittelschule
- 15.06.2015
- Lesezeit ca. 3 min
Viel Geld für eine bessere Hauptschule?
Index
- » Der Inhalt auf einen Blick
- Einleitung
- Wie es überhaupt zur Neuen Mittelschule gekommen ist
- Das pädagogisch-didaktische Konzept
- Zum Bericht des Rechnungshofs über die NMS
- Falsche Erwartungen durch das Auseinanderdriften von Propaganda und Realität
- Auswirkungen falscher Erwartungen auf die Evaluierung der Neuen Mittelschule
- Zur Evaluierung der Neuen Mittelschule
- Die Neue Mittelschule
- Empfehlungen der Agenda Austria
- Literatur
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Seit 2008 werden Österreichs Hauptschulen etappenweise in Neue Mittelschulen umgewandelt. Aber welche der ursprünglich verfolgten Ziele der Umstellung wurden in dieser Zeit erreicht, und welche nicht? Was kann die Neue Mittelschule, und was kann sie nicht? Dieses Discussion Paper gibt einen Überblick über die Entwicklung der NMS: von einem begrenzten Schulversuch zu einem neuen pädagogischen Modell für die Mittelstufe, das vorzeitig auf ganz Österreich ausgeweitet wurde.
Der Inhalt auf einen Blick
Im Schuljahr 2014/2015 war es zum ersten Mal der Fall, dass mehr österreichische Kinder eine Neue Mittelschule (NMS) besuchen als eine Hauptschule. Bereits seit 2008 werden Österreichs Hauptschulen etappenweise in NMS umgewandelt. Aber welche der ursprünglich verfolgten Ziele der Umstellung wurden in dieser Zeit erreicht, und welche nicht? Was kann die Neue Mittelschule, und was kann sie nicht? Dieses Discussion Paper gibt einen Überblick über die Entwicklung der NMS: von einem begrenzten Schulversuch zu einem neuen pädagogischen Modell für die Mittelstufe, das vorzeitig auf ganz Österreich ausgeweitet wurde.
Dabei wurde das ursprüngliche Konzept jedoch nur zu Hälfte umgesetzt. Anders als geplant wurde die NMS parallel zur AHS-Unterstufe eingeführt – und nicht als deren Ersatz. Eine höhere Durchlässigkeit des Schulsystems und eine Leistungsverbesserung aufgrund des Mitzieheffekts zu erreichen, den die besseren Schüler in einer Klasse generieren, war damit von vorneherein unmöglich. Die Politiker und Experten hielten an diesen hochgesteckten Zielen fest, obwohl die Grundlage einer gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen nicht mehr bestand.
Die Evaluierung der NMS durch eine Expertenkommission führte zur voraussehbaren Ernüchterung. In den Ergebnissen zeigten sich praktisch keine Hinweise darauf, dass die Schüler eine NMS mit besseren Kenntnissen oder mehr Kompetenzen verlassen – sprich: die Schüler mehr lernen als in einer Hauptschule. Den NMS gelingt es auch nicht, ihren Schülern aus den unterschiedlichen sozialen Milieus mehr Chancengerechtigkeit zu bieten als die Hauptschulen.
Gute Ergebnisse liefert die NMS jedoch, was den zweiten Teil des Konzepts betrifft: eine bessere Didaktik und damit eine andere ”Lehr- und Lernkultur”. Wie die Evaluation der NMS aufzeigt, ist der Unterricht an NMS besser gestaltet, herrscht dort weniger Gewalt und halten sich die Schüler eher an die vorgegebenen Regeln als an Hauptschulen. Dies ist angesichts der oftmals tristen Zustände vor allem an städtischen Hauptschulen durchaus als wertvoll anzusehen.
Dieses Discussion Paper beurteilt die NMS aus einer realistischen Perspektive: Die NMS ist im Endeffekt ein umfassendes Experiment, wie die Hauptschule zu reformieren sei und welches noch nicht zu Ende ist. Eine breite Diskussion über die bisherigen Ergebnisse könnte zu guten Verbesserungsvorschlägen führen. Die Agenda Austria hält zwei der Hinweise der Expertenkommission für besonders wichtig:
- Das pädagogisch-didaktische Konzept sollte um Maßnahmen ergänzt werden, die das Lernen der leistungsschwächsten Schüler besonders unterstützen. Die Schwächeren brauchen stärker strukturierte Unterrichtstechniken; der nun forcierte individualisierte Unterricht bietet ihnen nicht genügend Lernchancen. Lehrer- und schülerzentrierte Unterrichtsphasen sollten besser ausbalanciert sein.
- Mit der flächendeckenden Einführung des Teamteachings wurden zusätzliche Ressourcen nach dem Gießkannenprinzip auf alle Schüler und Schulen verteilt. Besser wäre es, die Mittel zum einen für besonders lernschwache Schüler einzusetzen, um deren besondere Bedürfnisse aufzugreifen. Wie diesen am besten geholfen werden kann, sollen die Schulen selbst entscheiden dürfen. Zum anderen sollen die zusätzlichen Gelder vor allem an Schulen gehen, die einen höheren Anteil an Risikoschülern haben als der Durchschnitt. Die Vergabe sollte sich an der sozialen Zusammensetzung der Schüler orientieren, wie es bereits in vielen Ländern üblich ist.
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